Unsere
zweite Station in Myanmar war Bagan, rund 600 km nördlich von Yangon, im Landesinneren
gelegen. Das 40 Quadratkilometer große Tempelareal mit seinen mehr als 2200
Monumenten gilt neben Angkor als DIE architektonische Meisterleistung
Südostasiens und ist der Höhepunkt einer jeden Myanmar-Reise. Im 11. und 12.
Jahrhundert von den Königen des Birmanischen Großreiches errichtet, bilden die
unzähligen Tempel heute eine beeindruckende, schier endlose Pagodenlandschaft
in pastellfarbenen Tönen.
|
Pagoden, soweit das Auge reicht |
Die alte
Königsstadt Bagan liegt in einer Trockenzone mit kaum Niederschlag; schuld
daran sind die hohen Gipfel des Gebirges im Westen, die die schweren
Regenwolken vom Weiterziehen abhalten. Das Klima in Bagan ist deshalb trocken
und heiß; die Landschaft gleicht einer Savanne mit entsprechender Flora und
Fauna. Die Region ist von Akazien und dornigen Sträuchern geprägt und abgesehen
von einigen Vogelarten und Reptilien trotzen kaum Tiere der Trockenheit und
Hitze.
|
Lukas in der Abendsonne |
|
In jedem noch so kleinen Ort zu finden: Stände, an denen Betelnüsse verkauft werden, die eingeschlagen in Blätter und vermischt mit Kalksteinpaste und Tabak gekaut werden |
|
Eine goldene Pagode am Ufer des Irawady |
|
Lukas in Neu-Bagan, neben Alt-Bagan und Nyaung U einer der drei Orte in der Region Bagan |
|
Manche Bauten sind von restpekteinflößender Größe |
|
Eine Buddha-Statue im Tempelinneren |
Wir kamen
mit einem Nachtbus in Nyaung U bei Bagan an, und zwar nachts um vier, und
erlebten gleich unsere erste Überraschung. Ein Birmane meinte, er könnte uns zu
unserem Hotel bringen; erst dachten wir, wir hätten ihn falsch verstanden, doch
als wir um den Bus liefen, verstanden wir: er hatte wirklich „I have a horse“
gesagt. Pferdekutschen sind in Bagan noch das Transportmittel schlechthin; zwar
gibt es auch Roller und ein paar wenige Autos, aber keine Taxis. Also brachte
uns eine Pferdekutsche die 12 km durch die angenehm kühle Nacht und vorbei an
beleuchteten Tempeln zu unserem Hotel (wo wir uns gleich wieder aufs Ohr
hauten). Noch kein Mensch war auf der Straße und außer dem Klackern der Hufe
nichts zu hören. Eine wirklich friedliche Weise des Reisens und ein
stimmungsvoller Einstieg!
|
Nachts halb 5 auf dem Weg nach Neu-Bagan zum Hotel |
|
In Neu-Bagan in der Hütte einer Verkäuferin, die gemalte Bilder feilbietet |
|
Bine ganz klein in den Ruinen eines Klosters |
|
Auf dem Weg zu einem guten Platz, um den Sonnenuntergang zu sehen |
|
Nach zwei Nächten ziehen wir nach Nyaung U um - hier ists günstiger und wir sind näher an den Pagoden im Norden des Gebietes - auch diese Kurzreise erfolgt zu Pferde |
|
Bäuerinnen auf dem Weg nach Hause durch die Tempellandschaft |
|
Lukas genießt den Sonnenuntergang |
Die nächsten
drei Tage widmeten wir der Erkundung dieser atemberaubenden Pagodenlandschaft.
Jeden Tag mieteten wir uns ein Fahrrad, mit dem sich die Distanzen gut
bezwingen ließen, und radelten auf Sandpisten durch die heiße Sonne von einem
Tempel zum nächsten. Dabei trafen wir hier und da einen anderen Touristen, die
meiste Zeit aber waren wir ganz für uns. Das war etwas, das wir zu schätzen
wussten – seit Angkor wissen wir nämlich nur zu gut, dass diese besondere
Stimmung in diesen historischen Stätten, dieses ergreifende Gefühl, eine
vergessene Welt zu betreten, von fotografierenden, quasselnden Touristenhorden
um einen herum durchaus entzaubert wird.
|
Mit dem Drahtesel zum nächsten Bauwerk |
|
Beeindruckende Baukunst |
|
Lukas sieht rot |
|
Die meisten Bauten sind recht gut erhalten |
|
Luxus in unserem ersten Hotel: ein Pool mit Pagodenblick, in den wir an zwei Tagen in der Mittagshitze Abkühlung suchten (und fanden!) |
|
Den dritten Tag fuhren wir zwischendrin nicht zurück ins Hotel. Weil es zum Radeln aber in der Mittagszeit viel zu heiß ist, machten wir Pause in der Hängematte im Schatten eines Tempels - auch nicht übel! |
|
Manche Tempel sind ausgeschildert, andere sucht man länger |
|
Landwirtschaft in Myanmar ist Muskel- und Kuharbeit. Maschinen haben wir an keinem Ort gesehen. |
|
Das nächste Ziel schon im Blick |
Die meisten
Tempel sind stets offen – zumindest das „Erdgeschoss“, leider kann man nur noch
bei ganz wenigen nach oben steigen – und wenn einer verschlossen ist, so ist
der Schlüsselträger meist nicht weit. Mit unserem Stefan Loose-Reiseführer hatten
wir einen exzellenten Führer. In dem Buch stand nicht nur, welche Tempel
besonders sehenswert sind, sondern auch ausführlich allerlei Besonderheiten,
Architektonisches, Geschichtliches, Interpretationen von Verzierungen oder andere
interessante Details. Am jeweiligen Monument angekommen suchten wir uns ein
schattiges Plätzchen und lasen über das Bauwerk vor unserer Nase. Mit all dem
Wissen machte das Erkunden gleich doppelt so viel Spaß, vor allem, weil man all
die feinen Unterschiede zwischen den Bauwerken erkennt.
|
Jemand da? |
|
Großer Tempel links, kleine Bine rechts |
|
Lukas liest über Könige und Architektur |
|
Eine Darstellung von Buddhas Geburt aus der Seite seiner Mutter |
|
Die Shwezandaw-Pagode mit ihrem tollen Blick beim Sonnenuntergang ist der einzige Ort, an dem viele Touristen anzutreffen sind |
|
Wo sind wir bloß? |
|
Hübsche Verzierungen an den Außenmauern, leider nur teilweise erhalten |
|
Der Dhammayangyi, das massivste Bauwerk Bagans |
|
Ein wahrhaft strahlendes Bauwerk: die vergoldete Shwezigon aus dem 11. Jahrhundert |
|
Der Standort wurde einer alten Tradition folgend mithilfe eines weißen Elefanten ermittelt: dort, wo das frei herumlaufende Tier mit der Reliquie auf dem Rücken anhielt, sollte sie erbaut werden |
|
Fröhliche junge Frauen mit der typischen gelben Paste zum Schutz vor der Sonne auf Wangen und Nase |
Die zahllosen
Tempel sehen sich nämlich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich; alle wurden
mit rotem Ziegel erbaut und waren einst weiß verputzt, doch ist davon kaum noch
etwas übrig. Auch haben die meisten Tempel eine quadratische Grundfläche und
einen ähnlichen Baustil und im Inneren eines jeden Tempels findet man große
Buddha-Statuen vor. Und doch gibt es zahlreiche Unterschiede, wenn man nur die
Augen offen hält: so sind manche Tempel voller detaillierter Wandmalereien, in
anderen sind Steinreliefs die dominante Verzierung. An der Bauweise der Türmchen
auf den Dächern der Tempel erkennt man die Zeit, in der das Monument entstand,
ebenso an der Beschaffenheit der Fenster. Die Buddha-Statuen sind immer ein
bisschen anders und weisen auf unterschiedliche Lebensphasen des Religionsbegründers hin. Mehr und mehr fanden wir
Freude daran, nach all diesen kleinen Besonderheiten zu suchen, und wurden
nicht müde, Tempel um Tempel zu besichtigen.
|
Bine im Glück |
|
Bagan in der Abendsonne mit der Lichtrichtung ist ebenso schön wie... |
|
der Blick gegen das Licht. |
|
Überreste von Wandmalereien |
|
Immer wieder Gold, immer wieder Buddha, immer wieder ein bisschen anders |
|
Da hat das Gold nur für die Spitze gereicht |
|
Trinkpause vor dem Dhammayangyi... |
|
... der für seine perfekt verarbeiteten Ziegelsteine bekannt ist. Die Mauern ernten heute zwar Bewunderung, doch zu einem hohen Preis: Narathus, der König, der dieses Bauwerk errichten ließ, ordnete die Hinrichtung der Maurer an, sobald er eine Nadel zwischen die Ziegelsteine stecken konnte. |
|
Wunderschöne Reliefs im Inneren eines Tempels |
|
Die Bupaya-Pagode in Alt-Bagan am Ufer des Irawady |
Obgleich die Tempelbesuche
sehr interessant waren, unseren Bagan-Höhepunkt fanden wir auf den Dächern der
Tempel, die man noch besteigen darf. Hoch oben steht man da, den
allgegenwärtigen warmen Wind auf der Haut, und kann seinen Augen kaum glauben. Eine
Savannenlandschaft liegt vor einem, aus der bis zum Horizont pastellrote Türmchen
ragen; kein Motorengeräusch stört die Stille, keine anderen Menschen die
Einsamkeit, kein modernes Gebäude diesen perfekten Ausblick. Man möchte
versinken in der Perfektion dieses Momentes und wünscht sich nichts mehr, als
diesen Augenblick und niemals zu vergessen.
|
Oh Bagan, du hasts uns angetan! |
|
Ein Anblick, der einem den Atem raubt |
|
Abreisetag |
|
Oh du schönes Bagan, dich werden wir nie vergessen! |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen