Obwohl wir
uns mit dem Blog ranhalten und deshalb manchmal zusammenfassen müssen: dem Taj
Mahal gebührt ein eigener Artikel. Unsere Bedenken, dass nach fast 10 Monaten
der Reiserei voller Highlights das Taj Mahal für uns schließlich nur ein großes
weißes Gebäude sein würde, stellten sich als völlig unbegründet heraus. Es war
so viel mehr als nur das!
|
Lukas erliegt im Morgengrauen dem Anblick des wunderschönen Taj Mahal |
Um der Hitze
und den Tagestouristen aus Delhi zuvorzukommen, machten wir uns schon morgens
halb 7 auf zum wohl berühmtesten Mausoleum der Welt. Der Morgen war diesig und
der Himmel hing voller grauer Wolken, nicht unbedingt ein Tag also, an dem sich
das Taj Mahal von seiner strahlendsten Seite zeigen können würde, so vermuteten
wir. Ohne allzu große Erwartungen traten wir durchs Eingangstor im Süden – wo
uns fast der Kiefer herunterklappte. Da lag es vor uns, und obwohl noch in
einiger Ferne, zog uns doch schon in seinen Bann. So unglaublich schön, wahrlich
vollkommen! Vielleicht ist es der edle Marmor, so weiß und irgendwie doch nicht
ganz weiß, oder die Eleganz, die Perfektion von Formen und Anordnungen, wir
wissen es selbst nicht. Aber ganz sicher hätten wir vorher niemals erwartet, dass
uns der Anblick eines Gebäudes, wie groß und teuer es auch sein mag, so
faszinieren könnte.
|
Die vorgelagerte Garten versinnbildlichen den Garten Eden: vier Kanäle für die vier paradiseischen Flüsse, wie sie der Koran beschreibt; in der Mitte ein Wasserbassin, angelehnt an das himmlische Becken, an dem die Gläubigen ihren Durst stillen, wenn sie ins Paradies einziehen. |
|
Das Taj Mahal am frühen Morgen |
|
Der Blick aus der Moschee im Westen des Taj Mahal. Damit die perfekte Symmetrie nicht gestört wird, steht dieselbe Moschee übrigens auch im Osten - obwohl sie damit nicht nach Mekka zeigt und aus religiöser Sicht völlig nutzlos ist. |
|
Ein wahres Prachtstück, oft beschrieben und doch unbeschreiblich |
Auf einer Bank
nahe dem Südtor widmeten wir uns dann der Geschichte dieses Schmuckstücks. Wir
hatten eine Geo-Epoche-Ausgabe über Indien samt eines langen Artikels nur über
das Taj Mahal dabei – es gibt wohl keinen geeigneteren Ort, um den zu lesen! So
erfuhren wir von Sha Jahan, den ebenso mächtigen wie verschwenderischen
Großmogul, der 1631 seine geliebte Frau Mumtaz Mahal verliert, die die Geburt
des 14. Kindes nicht überlebt. Von seiner Idee, der Liebe seines Lebens eine so
prachtvolle Ruhestätte zu schenken, wie sie die Welt noch nicht gesehen hätte,
und von den rund 5000 Arbeitern, die ab 1632 auf der Großbaustelle am
Yamuna-Fluss elf Jahre lang an der Verwirklichung ebendieser arbeiten. Von dem
Garten, von all den Kosten und Mühen, die Sha Jahan nicht gescheut hat – die allerdings
auch nicht für ihn persönlich, sondern für sein Volk große Entbehrungen
darstellten.
|
Kein Ort wäre geeigneter und kein Ausblick besser, um in diesem Heft zu schmökern! |
|
Bine im Glück |
|
Edle Blumenverzierungen, Koranschriften und Ornamente schmücken die Marmorfassade |
|
Filigrane, in den Marmor gemeißelte Lilienornamente befinden sich sowohl an der Außenfassade als auch in der Grabkammer |
|
Die beiden identischen Moscheen im Westen und Osten des Taj Mahal sind aus rotem Sandstein und mit Marmor verziert und eigentlich Schmuckstücke für sich; bei diesem berühmten Nachbarn ernten sie allerdings kaum Aufmerksamkeit |
|
Da steht es, oder schwebt viel mehr, und schmeichelt den Augen wie kein anderes Monument |
|
Sha Jahan sparte nicht: ein Chronist berichtet den Europäern im 17. Jhd. beeindruckt, Marmor würde hier wie herkömmliche Mauersteine verwendet - da hat er Recht. |
|
Nach einiger Zeit beginnt es, zu regnen, was unserer Faszination allerdings keinen Abbruch tut |
|
Bei jedem Blick zurück bleibt man aufs Neue hängen |
Mit seiner
Vollkommenheit und unbeschreiblichen Schönheit überwältigt das Taj Mahal wohl
jeden Besucher, dafür braucht es nur seinen Anblick, kein geschichtliches
Hintergrundwissen. Für uns Geschichtsfans war letzteres aber das Sahnehäubchen
unseres Besuchs.
|
Ein Meisterwerk für die Ewigkeit wollte Sha Jahan errichten, und doch ist es gleichzeitig ein Sinnbild Vergänglichkeit: schließlich war der so mächtige Großmogul doch machtlos gegen den Verlust dessen, was er am meisten liebte. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen