Sonntag, 28. Juli 2013

Faszination Taj Mahal

Obwohl wir uns mit dem Blog ranhalten und deshalb manchmal zusammenfassen müssen: dem Taj Mahal gebührt ein eigener Artikel. Unsere Bedenken, dass nach fast 10 Monaten der Reiserei voller Highlights das Taj Mahal für uns schließlich nur ein großes weißes Gebäude sein würde, stellten sich als völlig unbegründet heraus. Es war so viel mehr als nur das!

Lukas erliegt im Morgengrauen dem Anblick des wunderschönen Taj Mahal
Um der Hitze und den Tagestouristen aus Delhi zuvorzukommen, machten wir uns schon morgens halb 7 auf zum wohl berühmtesten Mausoleum der Welt. Der Morgen war diesig und der Himmel hing voller grauer Wolken, nicht unbedingt ein Tag also, an dem sich das Taj Mahal von seiner strahlendsten Seite zeigen können würde, so vermuteten wir. Ohne allzu große Erwartungen traten wir durchs Eingangstor im Süden – wo uns fast der Kiefer herunterklappte. Da lag es vor uns, und obwohl noch in einiger Ferne, zog uns doch schon in seinen Bann. So unglaublich schön, wahrlich vollkommen! Vielleicht ist es der edle Marmor, so weiß und irgendwie doch nicht ganz weiß, oder die Eleganz, die Perfektion von Formen und Anordnungen, wir wissen es selbst nicht. Aber ganz sicher hätten wir vorher niemals erwartet, dass uns der Anblick eines Gebäudes, wie groß und teuer es auch sein mag, so faszinieren könnte. 

Die vorgelagerte Garten versinnbildlichen den Garten Eden: vier Kanäle für die vier paradiseischen Flüsse, wie sie der Koran beschreibt; in der Mitte ein Wasserbassin, angelehnt an das himmlische Becken, an dem die Gläubigen ihren Durst stillen, wenn sie ins Paradies einziehen.
Das Taj Mahal am frühen Morgen
Der Blick aus der Moschee im Westen des Taj Mahal. Damit die perfekte Symmetrie nicht gestört wird, steht dieselbe Moschee übrigens auch im Osten - obwohl sie damit nicht nach Mekka zeigt und aus religiöser Sicht völlig nutzlos ist.
Ein wahres Prachtstück, oft beschrieben und doch unbeschreiblich
Auf einer Bank nahe dem Südtor widmeten wir uns dann der Geschichte dieses Schmuckstücks. Wir hatten eine Geo-Epoche-Ausgabe über Indien samt eines langen Artikels nur über das Taj Mahal dabei – es gibt wohl keinen geeigneteren Ort, um den zu lesen! So erfuhren wir von Sha Jahan, den ebenso mächtigen wie verschwenderischen Großmogul, der 1631 seine geliebte Frau Mumtaz Mahal verliert, die die Geburt des 14. Kindes nicht überlebt. Von seiner Idee, der Liebe seines Lebens eine so prachtvolle Ruhestätte zu schenken, wie sie die Welt noch nicht gesehen hätte, und von den rund 5000 Arbeitern, die ab 1632 auf der Großbaustelle am Yamuna-Fluss elf Jahre lang an der Verwirklichung ebendieser arbeiten. Von dem Garten, von all den Kosten und Mühen, die Sha Jahan nicht gescheut hat – die allerdings auch nicht für ihn persönlich, sondern für sein Volk große Entbehrungen darstellten.

Kein Ort wäre geeigneter und kein Ausblick besser, um in diesem Heft zu schmökern!
Bine im Glück
Edle Blumenverzierungen, Koranschriften und Ornamente schmücken die Marmorfassade
Filigrane, in den Marmor gemeißelte Lilienornamente befinden sich sowohl an der Außenfassade als auch in der Grabkammer
Die beiden identischen Moscheen im Westen und Osten des Taj Mahal sind aus rotem Sandstein und mit Marmor verziert und eigentlich Schmuckstücke für sich; bei diesem berühmten Nachbarn ernten sie allerdings kaum Aufmerksamkeit
Da steht es, oder schwebt viel mehr, und schmeichelt den Augen wie kein anderes Monument
Sha Jahan sparte nicht: ein Chronist berichtet den Europäern im 17. Jhd. beeindruckt, Marmor würde hier wie herkömmliche Mauersteine verwendet - da hat er Recht.
Nach einiger Zeit beginnt es, zu regnen, was unserer Faszination allerdings keinen Abbruch tut
Bei jedem Blick zurück bleibt man aufs Neue hängen
Mit seiner Vollkommenheit und unbeschreiblichen Schönheit überwältigt das Taj Mahal wohl jeden Besucher, dafür braucht es nur seinen Anblick, kein geschichtliches Hintergrundwissen. Für uns Geschichtsfans war letzteres aber das Sahnehäubchen unseres Besuchs. 

Ein Meisterwerk für die Ewigkeit wollte Sha Jahan errichten, und doch ist es gleichzeitig ein Sinnbild Vergänglichkeit: schließlich war der so mächtige Großmogul doch machtlos gegen den Verlust dessen, was er am meisten liebte.

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