Samstag, 20. Juli 2013

In Myanmars Nordosten

Liebe Blogleser, ein kleiner Hinweis vornweg: wie ihr wisst, neigt sich unsere Reise dem Ende, in genau zwei Wochen werden das Flugzeug zurück nach Deutschland besteigen. Noch haben wir aber unser großes Ziel nicht verworfen, pünktlich mit dem Antritt unserer Rückreise auch den allerletzten Reiseblog-Artikel zu posten. Dafür müssen wir allerdings noch ein bisschen aufholen – in den nächsten beiden Wochen werden wir deshalb in kürzeren Abständen neue Artikel posten. Also am besten häufiger mal reinschauen, wenn ihr nichts verpassen wollt!

 

Mandalay

Nach dem eindrucksvollen Bagan führte uns unsere Reise weiter Richtung Norden nach Mandalay. 25 Jahre lang war die ebenso wie Bagan in Myanmars Trockenzone gelegenen Stadt Hauptstadt des Landes und außerdem Residenzstadt des letzten Königs, Thibaw. Obwohl die Engländer auch hier mächtig zu Gange waren, gibt es, anders als in Yangon, kaum britische Hinterlassenschaften. Die letzten alten Gebäude wurden vor wenigen Jahren abgerissen und, passend zum restlichen Stadtbild, durch klotzige Betonarchitektur ersetzt. Mit rund 1 Mio. Einwohnern ist Mandalay durchaus eine Großstadt – umso überraschender ist es, dass sie nach Sonnenuntergang quasi im Dunkeln liegt. Straßenlaternen gibt es keine, und so erhellen nur die Scheinwerfer der Roller und die Lichter aus den Läden die Dunkelheit – letzteres aber auch nur, wenn gerade keiner der vielen Stromausfälle ist. Auf den ersten Blick ist Mandalay also nicht unbedingt ein attraktives Reiseziel, und tatsächlich ist es uns nicht sehr schwer gefallen, die Stadt nach 2 Tagen wieder zu verlassen. Dennoch muss man aber zugeben, dass Mandalay ein paar Sehenswürdigkeiten beherbergt, die wir nicht missen wollen: so beispielsweise ein altes Teakholzkloster, die mit Abstand heiligste Buddha-Statue des Landes oder den Königspalast. 

Mandalays schöne Seite: das riesige Areal des Königspalastes ist von einem breiten Wassergraben umgeben
Mandalays staubige Straßen. Ein interessantes Detail im Bild links: alles mögliche wird mit dem Fahrrad transportiert, auch eine 6m-Eisenstange!
Die Palastbauten, 1857 von König Mindon in Auftrag gegeben, quollen einst über vor Punk und Glanz, nur die besten Materialien fanden Verwendung: vergoldetes Teakholz, Edelsteine, Glasmosaike. Nach der vollständigen Zerstörung durch ein Feuer 1945 baute das birmanische Militär die Gebäude wieder auf - aus Beton und mit Dächern aus Wellblech.
Bine erklimmt den Aussichtstum des Palastareals. Der Turm diente dem letzten König Thibaw als einziges Fenster zur Außenwelt, denn wegen häufiger Intrigen wagte er es nicht, den Palast zu verlassen.
Oh, wie lieben wir die Teestuben! Hier gibt es köstlichen Milchtee, außerdem normalen Tee soviel man will, und herrlich leckere Snacks (hier auf dem Tellerchen süßes Gebäck mit Bohnenpastenfüllung)
Das Fahrrad, wie gesagt, Transportmittel für alles!
Im Teakholzkloster Shwenandaw. Das stand einst im Palastareal, bevor es 1880 abgebaut und woanders in der Stadt wieder aufgebaut wurde. So überstand es das verheerende Feuer und stellt das einzige echte Überbleibsel der Palastgebäude dar, an dem sich erkennen lässt, wie kunstvoll die Gebäude dort wirklich mal waren.
Schon die kunstvollen Schnitzerein lassen einen staunen. Noch größere Augen machten wir, als wir erfuhren, dass das gesamte Kloster einst vergoldet war
Auf dem Weg hinauf zum 236 m hohen Mandalay Hill durchqueren wir ein mit buddhistischen Schriften verziertes Gewölbe
Oben angekommen ist nichts mit Aussicht: sofort werden wir von Englischschülern belagert. Die werden täglich zum Sonnenuntergang von ihren Schulen hier hinaufgefahren, um mit den Touristen ihr Englisch zu üben, und legen dabei eine bewundernswerte Motivation an den Tag!
Zeit für ein Foto war dann doch: Mandalay im Sonnenuntergang
Ein Straßencafé mit Fernseher und viele gebannte Birmanen
Juchu, Ananas!
Die Buddha-Statue in der Mahamuni-Pagode ist die heiligste des Landes. Deshalb wird sie von Gläubigen besonders viel mit Goldplättchen beklebt - und hat dadurch schon ihre ursprüngliche Form eingebüßt. An Buddhas Brust ist die Goldplättchen-Schicht bereits 35cm dick.
Mandalay ist das Zentrum für religiöses Kunsthandwerk; nirgendwo sonst in Myanmar werden so viele Buddha-Statuen gefertigt. Bevor sie fertig sind, sehen sie jedoch aus wie lustige Klotzkopfroboter.
In Amarapura, in der Nähe Mandalays, steht die mit 1,2 km längste Teakholzbrücke der Welt (einst auch vergoldet). Tatsächlich wenig beeindruckend, aber ein schönes Ziel für eine Radeltour
Bauern bei der Ernte
Mit dem Pick-Up und wenig Beinfreiheit gehts weiter nach Pyin U Lwin!

 

Pyin U Lwin

Mehr koloniale Bauten gibt es im 70 km östlich von Mandalay gelegenen Örtchen Pyin U Lwin. Die Briten suchten hier, am Rande der Shan-Berge auf 1100 Metern Höhe, Zuflucht vor der Hitze und bauten sich zahlreiche Sommersitze. Herrlich mildes Klima, saubere Luft – da konnten auch wir nicht widerstehen. Gut schlafen ohne Klimaanlage, herumlaufen ohne zu schwitzen - unseren kurzen Aufenthalt haben wir in vollen Zügen genossen, obwohl es kaum etwas zu besichtigen gibt. Ein Örtchen, an dem wir es auch länger ausgehalten hätten! 


Das kleine Pyin U Lwin am Abend unserer Ankunft. Man kann es nicht sehen, aber es ist herrlich kühl! Auch fast nicht zu sehen ist der Uhrenturm im Hintergrund dessen Gegenstück auch im südafrikanischen Kapstadt gefunden werden kann. Warum Königin Victoria in so schön fand, dass sie gleich zwei bauen ließ, wissen wir nicht.
Passend zum kolonialen Erbe gibts im Örtchen lauter bunte Pferdekutschen
Das Candacraig, eines der wunderschönen alten Kolonialbauten. Leider nur von außen schön, denn offensichtlich haben es Innenarchitekten nicht so leicht, beim Militär, das das Hotel heute führt, in die Entscheidungsebenen aufzusteigen.
Und wieder Ananas!

 

Inle-See

Die letzte große Station unserer Myanmar-Reise war der berühmte Inle-See im Osten des Landes, der neben Bagan zu den Plätzen gehört, die man nicht verpassen darf. Der in den Shan-Bergen gelegene See mit einer Länge von 22 km lockt nicht nur mit seiner idyllischen Lage, sondern auch mit seinen schwimmenden Gärten und den berühmten Einbeinfischern, die auf schmalen Booten balancierend einen Fuß um das Ruder schlingen, das Boot alsdann stehend manövrieren und so eine Hand zum Fischen frei bleibt. 
Auf dem See herrscht geschäftiges Treiben, und um das zu sehen, unternahmen wir eine Bootstour auf einem der schmalen, flachen Holzboote. Vorbei an den schwimmenden Gärten, in denen vor allem Tomaten angepflanzt werden, unzähligen Transportkähnen, Einbeinfischern und auch anderen Touristenbooten schipperten wir durch das kühle Nass zu den Stelzendörfern am See, die für ihr traditionelles Kunsthandwerk bekannt sind. Noch immer wird hier Silberschmuck mit der Hand hergestellt, werden Schals und Tücher an alten Webstühlen gewoben und Zigarren mit der Hand gedreht. Wahrscheinlich nur teilweise aus Tradition und Qualitätsgründen und vor allem, weil es sich den Touristen gut verkaufen lässt – genossen haben wir diese interessanten Einblicke trotzdem, und die Bootsfahrt sowieso!

Unsere Unterkunft liegt in Nyaungshwe am Nordende des Sees
Unzählige Langboote warten in Nyaungshwes Hafen auf Kunden
Los gehts, den Fluss hinunter zum See!
Boote sind das Transportmittel Nummer eins
Ein Einbeinfischer macht Pause
Noch ein Einbeinfischer, dieser aber in Aktion!
Stelzenhäuser statt Betonbauten und Boote statt Motorroller, das hat was!
Getreidetransport über den See
Diese Frau stellt aus den Fasern des Lotusstängels einen Faden her - wenn man genau hinsieht, kann mans sehen - der später zu teuren Schals verwoben wird

Die spinnt doch!
An alten Webstühlen entstehen bunte Schals und Longyis (Wickelröcke), entweder aus Seide oder Lotusfasern
Ein Einbeinfischer holt sein Netz ein (5 "ein" in 6 Wörtern!)
Auf dem Boot fühlt Lukas sich wohl. Ein bisschen größer könnte es allerdings sein, und Segel wären gut!
Sieht aus wie Land, ist aber See: die schwimmenden Gärten von Inle
Frauen drehen Zigarren per Hand
Ein überraschender Zufall: plötzlich läuft uns Marie über den Weg, mit der Lukas in der Schule war. Die Zigarren waren dann natürlich nicht mehr so interessant!
Wenn jetzt mal keine Böe kommt...
Die Frauen dieser kleinen Volksgruppe legen sich traditionelle Goldringe um den Hals, ursprünglich als Schutz vor dem bengalischen Tiger. Die wenigen, die dieser Tradition heute noch folgen, freuen sich über jeden Touristen - auch sie bieten nämlich allerhand Schmuck und andere Souvenirs an
Noch ein Bild, diesmal mit Maßstab: meine Güte, in Asien sind wir echte Riesen!
Schatten und Wasser gegen die Nachmittagshitze
Nach dem Inle-See ging es für uns zurück nach Yangon, um den Weiterflug anzutreten. Das taten wir mit gemischten Gefühlen, denn durch den geringen westlichen Einfluss ist Myanmar sehr ursprünglich und oftmals alles andere als komfortabel. Gleichzeitig haben wir nirgendwo sonst auf der Welt die Menschen so ins Herz geschlossen wie hier, und kaum etwas hat uns so den Atem verschlagen wie Bagan. Ganz sicher jedenfalls hat Myanmar uns tief beeindruckt, unsere Gefühle gepackt und damit jongliert, uns bereichert und ergriffen und uns eine Art von Schönheit gezeigt, die wir vorher nicht kannten. 

Bines letztes Abendmahl: während Lukas Lasagne bestellt hat, gibts für sie Weißbrot und Bananensaft. Was sie wohl plagt?
Ein Taxi bringt uns zum Flughafen. Machs gut, du beeindruckendes Myanmar!

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