Donnerstag, 27. Juni 2013

Laos PDR (Please Don't Rush)


Von Dong Ha, also ungefähr der Mitte Vietnams, nahmen wir einen abenteuerlichen Bus über Schlaglöcher ins Nachbarland Laos. Während die Nachbarländer Thailand und Vietnam durch den Tourismus teilweise recht transformiert wirken, steckt Laos noch in den touristischen Kinderschuhen, doch sind die Strukturen schon soweit vorhanden, dass das Reisen dort recht leicht ist. Nach einem Zwischenstopp in Savannakhet für eine Nacht war die Hauptstadt Vientiane unsere erste große Station, und hier erwartete uns gleich eine Unterkunft der besonderen Art. Was wir schon oft versucht hatten, ist uns hier gelungen: wir hatten einen Couchsurfer gefunden, der willig war, uns für ein paar Tage bei sich zu Hause aufzunehmen. Dieser Jemand war die Engländerin Jo, welche seit sieben Jahren in Laos lebt und an der internationalen Schule Englisch lehrt. Jo ist im wahrsten Sinne des Wortes schwer in Ordnung, ein Mensch voller Optimismus, Gastfreundlichkeit und Hundeliebe, und für uns war es eine große Freude, ein paar Tage bei ihr zu wohnen. 

Im Bus über die Grenze - mit Reissäcken, asiatischer Telenovela und lauter Vietnamesen, die ihr gefesselt folgen
Da können wir schon wieder lachen, kurz zuvor waren wir mächtig sauer: da hat uns der Bus doch glatt an der Grenze im Regen stehen lassen, weil es mit unserem Pässen länger dauerte
Lukas in Savannakhet
Wie immer versuchten wir, uns mit Kochen für die Gastfreundlichkeit zu bedanken, und wie immer ist das gut gelungen. Jo genoss die Gaumenfreuden aus unserem Rezepterepertoire und wir waren glücklich, endlich mal wieder kochen zu können. Außerdem durften wir Cam, Jos Hausangestellten, beim Kochen laotischer Delikatessen über die Schulter schauen!

Hier, auf dem Markt in Vientiane, macht einkaufen fürs Früchtecurry Spaß!
Peruanisches Gemüse und Rotwein, das darf sein
Lukas findet in La, Jos Hausangestelltem, endlich einen ebenbürtigen Schachgegner
Alle wollen Bines Aufmerksamkeit: Pumpkin (die größte), Maya (die hellste) und "die Kleine", die tatsächlich nur diesen Namen hat
Natürlich haben wir auch die Stadt selbst unter die Lupe genommen. Vientiane ist wohl eine der kleinsten Hauptstädte, die es so gibt – man fühlt sich eher wie in einer Kleinstadt. Hochhäuser, mehrspurige Straßen und hektische Menschenmassen sind kaum zu finden, alles geht gemächlich zu. Ein krasser Gegensatz zu Vietnam, diesem Land voller Menschen, die geschäftig durch die Straßen eilten oder sich hupend durch den Verkehr schlängelten. Blickt man auf die Einwohnerzahl der jeweiligen Länder, so ist das aber auch keine Überraschung – während in Vietnam mehr als 90 Millionen Menschen leben, sind es ganz Laos gerade einmal 6 Millionen; obwohl Laos nur ein Drittel kleiner ist. Die geringe Bevölkerungsdichte und die Tatsache, dass Laos eines der ärmsten Länder Südostasiens ist, lassen das Land einfach und ländlich wirken, alles geschieht mit Weile statt mit Eile. Unter den Reisenden hat Laos PDR, was eigentlich für Laos People’s Democratic Republic steht, deshalb den Spitznamen Laos Please Don’t Rush abbekommen. Manch einer mag es langweilig finden, uns hat es prächtig gefallen!

Gymnastik in der Abendsonne Vientianes
Zu Gast bei Ellen und ihren Freunden von den Phillipinen, weitere Couchsurfer, mit denen wir in Kontakt gekommen waren
Nach dem reichlichen Essen gibts eine Karaoke Party und schließlich wollen alle ein deutsches Lied von Lukas hören; der spielt "Holland"
Der überaus triumphale Triumphbogen in Vientiane
Auch in Laos gibt es wieder herrlich leckere und ebenso günstige Fruchtshakes, wir sind begeistert! Außerdem finden wir einen Reiseführer über Myanmar auf deutsch!
In Vientiane kann man, wie wir feststellten, hervorragend Kaffee trinken, aber es ist auch ein guter Ort, um sich mit den Problemen von Streubomben auseinanderzusetzten (Bomben die sich in der Luft öffnen und einen Regen von hunderten Minibomben freilassen). Obwohl Laos kaum in den Vietnamkrieg verwickelt war, wurden über dem Land unglaubliche Mengen an Bomben abgeworfen. Rund ein Drittel davon ist beim Aufprall auf die Erde nicht explodiert und liegt in der Folge jahrelang unentschärft in den Feldern. Vor allem für die Menschen auf dem Land ist das Metall der Bomben so wertvoll, dass sie die Bomben suchen und einsammeln, wobei es immer wieder zu schrecklichen Unfällen kommt. Ein Informationszentrum in Vientiane beschreibt Fakten, Gefahren und Lösungsansätze und ist so interessant gestaltet, dass wir gleich zwei Mal da waren. 

Im Informationszentrum sehen wir, welche Massen von Streubomben über Laos abgeworfen wurden (rote Bereiche auf der Karte rechts), teilweise, weil der Abwurf über Vietnam nicht gelungen war und die Amerikaner die Bomben nun irgendwie loswerden mussten. Links sieht man das Prinzip der Streubombe neben Bine in der Luft hängen.
Auch kann man ausprobieren, wie es ist, im Rollstuhl zu fahren oder mit einer Prothese zu laufen, wie es viele Menschen tun müssen, die einen Unfall mit Blindgängern hatten
Dann gibt es von noch einem weiteren Highlight zu berichten: gemeinsam mit Jo und ihrem Hausangestellte La machten wir mit dem Roller einen Ausflug zu verschiedenen Tempeln in der Umgebung – ein echtes kleines Abenteuer! Kaum waren wir aus dem Zentrum raus, war Schluss mit asphaltierter Straße. Stattdessen Sand, Staub und Schlaglöcher vor der Haustür der laotischen Hauptstadt. Die Fahrt war dementsprechend mühsam, aber umso spannender, und die kleinen, abgelegenen Tempel setzten dem Ausflug das Sahnehäubchen auf. 

Bereit für eine staubige Ausfahrt!
Jo und La auf dem Roller vor uns kennen den Weg durch Vientianes Vororte
Rote Staubstraßen und einfache Holzbrücken, sobald man das Zentrum der Hauptstadt verlassen hat
Lukas schafft es, die steinerne Buddhafigur über seinen Kopf zu heben, weshalb nun sein Wunsch in Erfüllung geht
Lukas erkundet einen abgelegenen Tempel
goldene Buddhas zwischen grünen Bäumen
Ein laotischer Traktor
Noch ein Tempel, diesmal als interessante Schwarz-Weiß-Orange-Aufnahme
Unsere Mittagspause wollten wir in einer Art Garten-Lodge verbringen, doch war die ganz schön ab vom Schuss und der Weg dahin ein kleines Abenteuer
Angekommen in der kleinen, aber äußerst netten Garten-Lodge! Mitten im Grünen schmeckt das Essen eben gleich doppelt so gut, da hat sich die Anfahrt gelohnt
Bine steigt hinab zu einem Tempel am Mekong. Auf der gegenüberliegenden Seite ist bereits Thailand und ein Kloster, in dem der thailändische König seine Novizenzeit verbrachte.
Auf der Rückfahrt nach Vientiane bekommen wir nochmal ordentlich Staub ab
Nach einer knappen Woche verabschiedeten wir uns von Jo und all ihren Hunden und nahmen den Nachtbus nach Luang Prabang, einer alten Königsstadt weiter im Norden, die noch heute religiöses und kulturelles Zentrum des Landes ist. Luang Prabang ist eine wunderschön am Zusammenfluss von Mekong und Nam Khan gelegene Stadt, deren Zentrum zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Auch in Luang Prabang spürt man die laotische Gemütlichkeit, nur scheint es hier zusätzlich, als wäre die Zeit vor einer ganzen Weile stehen geblieben. Das ist wohl auch der UNESCO zu verdanken, denn dank ihr dürfen die vielen kleinen Häuser, die der Innenstadt ihren bezaubernden Charme verleihen, nur originalgetreu und nach strengen Richtlinien renoviert werden, während große Hotelkomplexe verbannt bleiben.

Beim Einsteigen in den Schlafbus: Schuhe ausziehen nicht vergessen!
Angekommen in Luang Prabang; morgens um 6 zwar, aber einigermaßen ausgeschlafen!
Der allabendliche Mart in Luang Prabang vor dem alten Königspalast
Fast alle Verkäuferinnen haben ihre Kinder dabei
Der Nachtmarkt an einer anderen Ecke: hier gibts ein traumhaftes Buffet vegetarischer Speisen für umgerechnet einen Euro den Teller. Der Himmel für uns!
Wenn es regnet, dann richtig - es dauert nicht lange, da steht unsere kleine Terasse völlig unter Wasser
In den Straßen von Luang Prabang
Lukas überquert den Nam Khan über eine Bambusbrücke
laotischer Gemüsemarkt
Luang Prabang eignet sich hervorragend, um einfach nur durch die charmante Innenstadt zu spazieren, sich zwischendrin an einem Straßenstand einen der köstlichen Fruchtshakes zu gönnen oder in einem Café mit Blick über die Flüsse einzukehren und sich in einem guten Buch zu verlieren. Selten zuvor haben wir solch einen ruhigen und friedlichen Ort besucht. 

Der idyllische Nam Khan mit seiner Bambusbrücke
Unser Lieblings-Frühstücks-Cafe, welches gleichzeitig ein Gebrauchtbuchladen ist
Auf Luang Prabangs heiligem Hügel in der Mitte der Stadt
Vom heiligen Hügel aus bietet sich ein traumhafter Blick über die ganze Stadt
Eiskaffee mit Mekongblick nach der Radtour
Bine im Nachtmarkt, der gerade noch aufgebaut wird
Diese Kinder sind glücklich mit ihrem neu entdeckten Spielzeug
Sonnenuntergang über dem Mekong
Bekannt ist die Stadt auch für seine vielen Klöster und buddhistischen Mönche. Jeden Morgen gegen halb 6 laufen diese in einer Prozession durch die Stadt, wo sie von den Einwohnern, die schon wartend an der Straße sitzen, Reis bekommen. Nicht unbedingt eine Zeit, zu der wir normalerweise auf den Beinen sind, aber das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Und tatsächlich verleihen die vielen Mönchsprozessionen im schwachen Morgenlicht der Stadt eine besondere Stimmung. Gut, das wir aufgestanden sind!

Eine Prozession junger Mönche im Morgengrauen
Eine Frau verteilt Reis in die Almosenschalen der Mönche
Weil wir schon wach sind, schlendern wir gleich noch über den Morgenmarkt, wo Lukas ein echter Riese ist
Luang Prabang liegt etwas höher, weshalb es warm, aber nicht allzu heiß ist. Die Gelegenheit also für Unternehmungen draußen! Als wir den ersten Fahrradverleih entdeckten, war unsere Entscheidung schon gefallen. Und so erkundeten wir Luang Prabangs hügelige Umgebung mit unserem Drahtesel, durch kleine Dörfer und Felder, eine wahre Freude bei diesem Wetter. Während wir am ersten Tag kein echtes Ziel hatten, radelten wir am zweiten Tag zu einem angeblich ganz tollen Wasserfall in der Nähe. Nach wie vor glauben wir, dass er wirklich toll aussehen muss – wenn er denn Wasser führt. Als wir verschwitzt dort ankamen, fanden wir nur ein spärliches Tropfen vor – zum Glück war auch der Weg das Ziel!

Bine radelt duch die winzigen, ruhigen Dörfer rund um Luang Prabang
Schiffsentladung am Mekong
Auf dem Weg zum Wasserfall müssen wir ein Stück auf dem Nam Khan flussabwärts; ein Bootsbesitzer erwartet uns schon
Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist schöön...
Lukas passiert eine kilometerlange Stände-Reihe, von denen alle nichts als Ananas verkaufen
Nichts mit romantischem Wasserfall - Wasser ist aus!
Auf dem Rückweg schieben wir einen Berg hinauf. Dabei bleiben wir immer schön rechts, denn links schmilzt schon der Asphalt in der Nachmittagssonne
Nach Luang Prabang war unser Aufenthalt in Laos schon wieder zu Ende, viel zu kurz, wie wir fanden. Obwohl wir kaum zwei Wochen dort waren, haben uns Land und Leute nachhaltig beeindruckt, und so nehmen wir den Wunsch mit auf die weitere Reise, irgendwann einmal zurückkommen zu können in dieses wunderschöne grüne, hügelige Land, in dem es keine Hektik gibt. 

Tschüss, du schönes, grünes Land - wir kommen wieder!