Dienstag, 11. Juni 2013

Phnom Penh


Von Siem Reap reisten wir weiter nach Phnom Penh, Kambodschas 1,5 Mio-Einwohner-Hauptstadt. Hier stand die Beantragung des schwierigsten Visums an, das für Indien nämlich, und die indischen Botschaften sind für ihre Umständlichkeit berühmt. Bei uns ging glücklicherweise alles glatt; „glatt“ beim Indien-Visum bedeutet aber trotzdem Formular ausfüllen, Termin bekommen, Formular und ganz viel anderen Kram fehlerfrei abgeben und dann 5 Tage warten, bis man wiederkommen darf. 5 Tage also, die wir mindestens bleiben würden, und das viel uns gar nicht schwer. Phnom Penh ist nämlich gar nicht so übel!
 
Zum Termin bei der indischen Botschaft, so wurde uns von anderen Reisenden empfohlen, kommt man lieber 1-2 Stunden zu früh. Zum Glück haben wir ein gutes Buch dabei
Lukas in unserem Hostel mit kleinem Restaurant
Lauter wilde Kerle!
Phnom Penh bei Regen, da fliegt schon mal der Schirm davon
In Phnom Penhs Straßen: viele Tuktuks, aber keine Hektik
 Lukas' Kamera fanden diese beiden Kinder ziemlich spannend, erst recht, als sie sich selbst darin sahen
Wer kaum etwas hat, versucht trotzdem, sich Geld zu verdienen. Dieser Herr bietet gegen ein kleines Entgelt die Benutzung seiner Personenwaage an. Eine bewundernswerte Einstellung, finden wir.
Lecker Gemüüüse!
Zum einen ist die Stadt vor allem für asiatische Verhältnisse überraschend grün (das bedeutet nicht unbedingt wahnsinnig viele Bäume und Parks, sondern überhaupt Bäume, was nach Bangkok und Siem Reap schon was ziemlich Besonderes ist) und dementsprechend angenehm schattig. Unsere Lust, ausgedehnte Spaziergänge durch die Stadt zu unternehmen, stieg dadurch merklich. Zwar ist es gewöhnungsbedürftig, dass es unglaublich viele Tuktuk-Fahrer gibt und man von jedem einzelnen angesprochen wird, doch wenigstens verstehen die Kambodschaner das Wort „nein“ und belassen es zumeist bei einem Versuch. 


Lukas erkundet die Hauptstadt
Häufig zu finden: einfache Lokale, die Getränke anbieten und - ganz wichtig! - einen Fernseher haben, auf dem meistens Sport läuft
Fleisch trocknet in der Sonne
Auf dem Markt gibts alles, was der Magen begehrt, und ein bisschen mehr. Das hier in der Sonne liegende Fleisch sollte man tatsächlich wenn nur am Morgen kaufen.
Ein löchriger Schlauch wird eben am Straßenrand auf kambodschanische Weise repariert
Augen zu und durch: Straßenqueren im Feierabendverkehr von Phnom Penh
Wir erkunden die wenig touristischen Ecken im Norden der Stadt
Lukas besteigt Wat Phnom (übersetzt "Tempel-Berg"), den 30m-Hügel, der der Stadt ihren Namen gab
Vor dem Tempel heißts natürlich Schuhe ausziehen. Ob das bei Bines Dreck-Schweißfüßen von 3 Stunden Stadtspaziergang wirklich besser ist als Schuhe anlassen? Wer weiß. Höflicher ists aber auf jeden Fall.
Zuckerwatte!
Zweitens haben wir hier kambodschanischen Kaffee kennen und lieben gelernt. Stark und mit viel süßer Kondensmilch, als Eiskaffee an Straßenständen serviert konnten wir kaum einen Tag ohne ihn. In Kambodscha sprechen überraschend viele Menschen gutes Englisch, und so kam es, dass unser täglicher Besuch des kleinen Kaffee-Straßenstandes in Hostelnähe hin und wieder in interessanten Plaudereien mit dem Besitzer über Schulsystem oder Politik mündete. 

In dieser Gasse in der Nähe der indischen Botschaft haben wir den kambodschanischen Kaffee das erste Mal entdeckt
Lecker, kafeh tedlokoh tko! (So bestellt man Eiskaffee mit Kondensmilch auf Khmer - mündlich zumindest. Richtig schreiben würde man es mit lauter lustigen runden Schriftzeichen; keine Chance, da durchzusteigen)
Unsere Eiskaffee-Basis in der Nähe des Hostels mit den netten Besitzern. Es gibt sogar selbstgemachte Waffeln!
Eiskaffee und Waffeln, das perfekte Frühstück zum Mitnehmen auf dem Weg zu den Killing Fields
Auch bezüglich des Essens haben wir uns in Phnom Penh den einen oder anderen Gaumenschmaus gegönnt. Während wir in Thailand allerdings das beste Essen oft an einfachen Ständen gegessen hatten, mussten wir lernen, dass die Straßenküche in Kambodscha nicht so unseren Geschmack trifft. Voller Vorfreude hatten wir sie ausprobiert und an einem Straßenstand das bestellt, was alle aßen – um kurz danach vor einem Teller schrecklich säuerlich-fischigem Gemüse mit Krabbenbeinen zu sitzen. Dass wir die Krabbenbeine anfangs mitaßen, anstatt sie nur zu kauen und wieder auszuspucken, hat unsere Erfahrung natürlich nicht unbedingt angenehmer gemacht. Immerhin sind wir den halb ausgebrüteten Entenküken entgangen, die zweite Spezialität des Straßenstandes. In den folgenden Tagen aßen wir also lieber in Restaurants – und die können sich in Phnom Penh wirklich sehen lassen. Der absolute Oberhit: Luigi, ein echter Italiener (aus Sizilien), der wahrscheinlich die beste Pizza in Asien macht. 

Krabbensalat! Zum Glück haben wir erstmal bloß einen bestellt...
Dafür hatten wir einen sehr netten Tischnachbarn, der fröhlich Entenküken verspeiste, super Englisch sprach und uns darüber aufklärte, dass man die Krabbenbeine nur kaute und dann wieder ausspuckte.
Luigi und Lukas, zwei Männer mit wahrer Leidenschaft für gutes Essen! Die Gestik eines Italieners hat Lukas schon ganz gut drauf, nur das Hemd könnte noch ein Knopf weiter auf sein...
Wir haben uns aber nicht nur köstlich bekochen lassen, wir haben auch selbst den Kochlöffel geschwungen! Endlich konnten wir in einer Khmer (=kambodschanisch) Cooking Class mal wieder unserem Hobby frönen. Nach einer interessanten Tour über den Markt, wo wir gemeinsam alles Nötige einkauften, bereiteten wir Frühlingsrollen und Amok zu. Letzteres ist das traditionelle Nationalgericht, milder Fisch in einer herrlich würzigen Kokosnuss-Soße gedünstet. Zum Überfressen gut!

Station eins: San, unsere Kochlehrerin, erklärt uns all die kambodschanischen Früchte auf dem Markt
Auch fertige Soßen und Speisen kann man hier erstehen
Und eine ganz Menge anderer Dinge, die uns weniger locken
Frischer Fisch, zappelte noch, obwohl schon ohne Kopf. Manche fanden es da nicht so schön, das alles mit anzusehen und den Fisch auch noch für unser Amok zu kaufen.
Kopf, Ohren und Gewürze
San zeigt uns die Blüte der Bananenstaude, die für viele typischen Gerichte verwendet wird
Bine rollt den Frühling
Lukas schielt schon auf die brutzelnden Rollen, wie lang es wohl noch dauern wird
Im Mörser werden allerlei Gewürze fürs Amok zerstoßen. Harte Arbeit!
Bine ist stolz, hat das schönste Bananenblattschälchen für ihr Amok gebastelt
Da dünsten sie dahin, die Amoks in ihren Bananenblattschälchen. Die Zahnstocher dienen übrigens nur der Wiedererkennung
fertig!
Und weils so wahnsinnig gut war, hier noch eine Nahaufnahme dieser Delikatesse
Lukas genießt sein Amok. Deutlich zu sehen: sein Bananenblattschälchen nicht so schön wie Bines!
Was typische Sehenswürdigkeiten betrifft, hat Phnom Penh nicht allzu viel zu bieten, was wir durchaus als erholsam empfanden (na gut, es gab einen goldenen Königspalast und zahlreiche Tempel, doch haben wir befunden, dass wir davon erst einmal genug hatten). Die Hauptstadt ist aber ein guter Ort, um sich mit der Schreckensherrschaft der Roten Khmer auseinanderzusetzen, dem dunkelsten Kapitel in Kambodschas Geschichte. Nur drei Jahre lang, von 1975 bis 1978, waren die Roten Khmer an der Macht, doch fielen ihrem brutalen und rücksichtslosen Versuch, Kambodscha zum Vorzeige-Agrarkommunismus-Staat zu verwandeln, mehr als 2 Millionen Menschen zum Opfer – bei einer damaligen Gesamtbevölkerung von etwa 7 Millionen. Etwa die Hälfte davon ist durch Folter oder Exekution auf den Killing Fields gestorben, so etwa im Gefängnis S21 in Phnom Penh, das heute besichtigt werden kann. Auch besuchten wir das nächstgelegene Killing Field Choeung Ek, das zur Hauptgedenkstätte umgebaut und sehr gut aufbereitet wurde. Die erste Frage unseres Fahrers übrigens, als wir ziemlich geplättet von den Eindrücken zu unserem Tuktuk zurückkamen: ob wir nicht als nächstes auf einen Schießplatz in der Nähe eine AK47 ausprobieren wollten. Auch sonst keine Aktivität nach unserem Geschmack, in diesem Moment aber besonders makaber. 

Das S21, die zum Foltergefängnis umgebaute Schule in Phnom Penh
Einfache Räume mit den Betten, auf denen die Insassen mit Elektroschocks zu Geständnissen gefoltert wurden
In andere ehemalige Klassenzimmer wurden Holzbeschläge, 2x1m, eingebaut, für diejenigen Gefangenen, aus denen man keine Informationen mehr herausquetschen wollte
Stacheldraht in den oberen Stockwerken gegen Selbstmordversuche
Eingesackte Massengräber der Killing Fields
Ein exzellenter Audio Guide erzählt uns die leider wahren Gruselgeschichten zu den verschiedenen Staionen. Die scharfkantigen Teile des Stammes dieser Palme wurden beispielsweise benutzt, um den Opfern den Hals aufzuschlitzen. Überhaupt wurden die Menschen auf den Killing Fields mit einfachsten Mitteln umgebracht - Munition war zu wertvoll
Besucher schmücken die Zäune der Massengräber mit Freundschaftsbändern
Der "Killing Tree": Säuglinge und Kleinkinder wurden an den Beinen gepackt und gegen den Baum geschlagen, bis sie tot waren. Grundsätzlich wurden immer ganze Familien ausgelöscht, um zu verhindern, das später jemand Rache übt
17.000 Menschen wurden allein in Choeung Ek, dem Killing Field nahe Phnom Penh, exekutiert
Lukas versucht zu verarbeiten, was er da sieht
Der Audioguide beinhaltet auch einige Geschichten von Überlebenden, die wir uns hier gerade anhören


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen