Von Siem
Reap reisten wir weiter nach Phnom Penh, Kambodschas 1,5
Mio-Einwohner-Hauptstadt. Hier stand die Beantragung des schwierigsten Visums
an, das für Indien nämlich, und die indischen Botschaften sind für ihre
Umständlichkeit berühmt. Bei uns ging glücklicherweise alles glatt; „glatt“
beim Indien-Visum bedeutet aber trotzdem Formular ausfüllen, Termin bekommen,
Formular und ganz viel anderen Kram fehlerfrei abgeben und dann 5 Tage warten,
bis man wiederkommen darf. 5 Tage also, die wir mindestens bleiben würden, und
das viel uns gar nicht schwer. Phnom Penh ist nämlich gar nicht so übel!
|
Zum Termin bei der indischen Botschaft, so wurde uns von anderen Reisenden empfohlen, kommt man lieber 1-2 Stunden zu früh. Zum Glück haben wir ein gutes Buch dabei |
|
Lukas in unserem Hostel mit kleinem Restaurant |
|
Lauter wilde Kerle! |
|
Phnom Penh bei Regen, da fliegt schon mal der Schirm davon |
|
In Phnom Penhs Straßen: viele Tuktuks, aber keine Hektik |
|
Lukas' Kamera fanden diese beiden Kinder ziemlich spannend, erst recht, als sie sich selbst darin sahen |
|
Wer kaum etwas hat, versucht trotzdem, sich Geld zu verdienen. Dieser Herr bietet gegen ein kleines Entgelt die Benutzung seiner Personenwaage an. Eine bewundernswerte Einstellung, finden wir. |
|
Lecker Gemüüüse! |
Zum einen
ist die Stadt vor allem für asiatische Verhältnisse überraschend grün (das
bedeutet nicht unbedingt wahnsinnig viele Bäume und Parks, sondern überhaupt
Bäume, was nach Bangkok und Siem Reap schon was ziemlich Besonderes ist) und
dementsprechend angenehm schattig. Unsere Lust, ausgedehnte Spaziergänge durch
die Stadt zu unternehmen, stieg dadurch merklich. Zwar ist es
gewöhnungsbedürftig, dass es unglaublich viele Tuktuk-Fahrer gibt und man von
jedem einzelnen angesprochen wird, doch wenigstens verstehen die Kambodschaner
das Wort „nein“ und belassen es zumeist bei einem Versuch.
|
Lukas erkundet die Hauptstadt |
|
Häufig zu finden: einfache Lokale, die Getränke anbieten und - ganz wichtig! - einen Fernseher haben, auf dem meistens Sport läuft |
|
Fleisch trocknet in der Sonne |
|
Auf dem Markt gibts alles, was der Magen begehrt, und ein bisschen mehr. Das hier in der Sonne liegende Fleisch sollte man tatsächlich wenn nur am Morgen kaufen. |
|
Ein löchriger Schlauch wird eben am Straßenrand auf kambodschanische Weise repariert |
|
Augen zu und durch: Straßenqueren im Feierabendverkehr von Phnom Penh |
|
Wir erkunden die wenig touristischen Ecken im Norden der Stadt |
|
Lukas besteigt Wat Phnom (übersetzt "Tempel-Berg"), den 30m-Hügel, der der Stadt ihren Namen gab |
|
Vor dem Tempel heißts natürlich Schuhe ausziehen. Ob das bei Bines Dreck-Schweißfüßen von 3 Stunden Stadtspaziergang wirklich besser ist als Schuhe anlassen? Wer weiß. Höflicher ists aber auf jeden Fall. |
|
Zuckerwatte! |
Zweitens
haben wir hier kambodschanischen Kaffee kennen und lieben gelernt. Stark und
mit viel süßer Kondensmilch, als Eiskaffee an Straßenständen serviert konnten
wir kaum einen Tag ohne ihn. In Kambodscha sprechen überraschend viele Menschen
gutes Englisch, und so kam es, dass unser täglicher Besuch des kleinen
Kaffee-Straßenstandes in Hostelnähe hin und wieder in interessanten Plaudereien
mit dem Besitzer über Schulsystem oder Politik mündete.
|
In dieser Gasse in der Nähe der indischen Botschaft haben wir den kambodschanischen Kaffee das erste Mal entdeckt |
|
Lecker, kafeh tedlokoh tko! (So bestellt man Eiskaffee mit Kondensmilch auf Khmer - mündlich zumindest. Richtig schreiben würde man es mit lauter lustigen runden Schriftzeichen; keine Chance, da durchzusteigen) |
|
Unsere Eiskaffee-Basis in der Nähe des Hostels mit den netten Besitzern. Es gibt sogar selbstgemachte Waffeln! |
|
Eiskaffee und Waffeln, das perfekte Frühstück zum Mitnehmen auf dem Weg zu den Killing Fields |
Auch
bezüglich des Essens haben wir uns in Phnom Penh den einen oder anderen
Gaumenschmaus gegönnt. Während wir in Thailand allerdings das beste Essen oft
an einfachen Ständen gegessen hatten, mussten wir lernen, dass die Straßenküche
in Kambodscha nicht so unseren Geschmack trifft. Voller Vorfreude hatten wir
sie ausprobiert und an einem Straßenstand das bestellt, was alle aßen – um kurz
danach vor einem Teller schrecklich säuerlich-fischigem Gemüse mit
Krabbenbeinen zu sitzen. Dass wir die Krabbenbeine anfangs mitaßen, anstatt sie
nur zu kauen und wieder auszuspucken, hat unsere Erfahrung natürlich nicht
unbedingt angenehmer gemacht. Immerhin sind wir den halb ausgebrüteten
Entenküken entgangen, die zweite Spezialität des Straßenstandes. In den
folgenden Tagen aßen wir also lieber in Restaurants – und die können sich in
Phnom Penh wirklich sehen lassen. Der absolute Oberhit: Luigi, ein echter
Italiener (aus Sizilien), der wahrscheinlich die beste Pizza in Asien macht.
|
Krabbensalat! Zum Glück haben wir erstmal bloß einen bestellt... |
|
Dafür hatten wir einen sehr netten Tischnachbarn, der fröhlich Entenküken verspeiste, super Englisch sprach und uns darüber aufklärte, dass man die Krabbenbeine nur kaute und dann wieder ausspuckte. |
|
Luigi und Lukas, zwei Männer mit wahrer Leidenschaft für gutes Essen! Die Gestik eines Italieners hat Lukas schon ganz gut drauf, nur das Hemd könnte noch ein Knopf weiter auf sein... |
Wir haben
uns aber nicht nur köstlich bekochen lassen, wir haben auch selbst den
Kochlöffel geschwungen! Endlich konnten wir in einer Khmer (=kambodschanisch)
Cooking Class mal wieder unserem Hobby frönen. Nach einer interessanten Tour
über den Markt, wo wir gemeinsam alles Nötige einkauften, bereiteten wir
Frühlingsrollen und Amok zu. Letzteres ist das traditionelle Nationalgericht,
milder Fisch in einer herrlich würzigen Kokosnuss-Soße gedünstet. Zum
Überfressen gut!
|
Station eins: San, unsere Kochlehrerin, erklärt uns all die kambodschanischen Früchte auf dem Markt |
|
Auch fertige Soßen und Speisen kann man hier erstehen |
|
Und eine ganz Menge anderer Dinge, die uns weniger locken |
|
Frischer Fisch, zappelte noch, obwohl schon ohne Kopf. Manche fanden es da nicht so schön, das alles mit anzusehen und den Fisch auch noch für unser Amok zu kaufen. |
|
Kopf, Ohren und Gewürze |
|
San zeigt uns die Blüte der Bananenstaude, die für viele typischen Gerichte verwendet wird |
|
Bine rollt den Frühling |
|
Lukas schielt schon auf die brutzelnden Rollen, wie lang es wohl noch dauern wird |
|
Im Mörser werden allerlei Gewürze fürs Amok zerstoßen. Harte Arbeit! |
|
Bine ist stolz, hat das schönste Bananenblattschälchen für ihr Amok gebastelt |
|
Da dünsten sie dahin, die Amoks in ihren Bananenblattschälchen. Die Zahnstocher dienen übrigens nur der Wiedererkennung |
|
fertig! |
|
Und weils so wahnsinnig gut war, hier noch eine Nahaufnahme dieser Delikatesse |
|
Lukas genießt sein Amok. Deutlich zu sehen: sein Bananenblattschälchen nicht so schön wie Bines! |
Was typische
Sehenswürdigkeiten betrifft, hat Phnom Penh nicht allzu viel zu bieten, was wir
durchaus als erholsam empfanden (na gut, es gab einen goldenen Königspalast und
zahlreiche Tempel, doch haben wir befunden, dass wir davon erst einmal genug
hatten). Die Hauptstadt ist aber ein guter Ort, um sich mit der Schreckensherrschaft
der Roten Khmer auseinanderzusetzen, dem dunkelsten Kapitel in Kambodschas
Geschichte. Nur drei Jahre lang, von 1975 bis 1978, waren die Roten Khmer an
der Macht, doch fielen ihrem brutalen und rücksichtslosen Versuch, Kambodscha
zum Vorzeige-Agrarkommunismus-Staat zu verwandeln, mehr als 2 Millionen
Menschen zum Opfer – bei einer damaligen Gesamtbevölkerung von etwa 7
Millionen. Etwa die Hälfte davon ist durch Folter oder Exekution auf den
Killing Fields gestorben, so etwa im Gefängnis S21 in Phnom Penh, das heute
besichtigt werden kann. Auch besuchten wir das nächstgelegene Killing Field
Choeung Ek, das zur Hauptgedenkstätte umgebaut und sehr gut aufbereitet wurde. Die
erste Frage unseres Fahrers übrigens, als wir ziemlich geplättet von den
Eindrücken zu unserem Tuktuk zurückkamen: ob wir nicht als nächstes auf einen
Schießplatz in der Nähe eine AK47 ausprobieren wollten. Auch sonst keine
Aktivität nach unserem Geschmack, in diesem Moment aber besonders makaber.
|
Das S21, die zum Foltergefängnis umgebaute Schule in Phnom Penh |
|
Einfache Räume mit den Betten, auf denen die Insassen mit Elektroschocks zu Geständnissen gefoltert wurden |
|
In andere ehemalige Klassenzimmer wurden Holzbeschläge, 2x1m, eingebaut, für diejenigen Gefangenen, aus denen man keine Informationen mehr herausquetschen wollte |
|
Stacheldraht in den oberen Stockwerken gegen Selbstmordversuche |
|
Eingesackte Massengräber der Killing Fields |
|
Ein exzellenter Audio Guide erzählt uns die leider wahren Gruselgeschichten zu den verschiedenen Staionen. Die scharfkantigen Teile des Stammes dieser Palme wurden beispielsweise benutzt, um den Opfern den Hals aufzuschlitzen. Überhaupt wurden die Menschen auf den Killing Fields mit einfachsten Mitteln umgebracht - Munition war zu wertvoll |
|
Besucher schmücken die Zäune der Massengräber mit Freundschaftsbändern |
|
Der "Killing Tree": Säuglinge und Kleinkinder wurden an den Beinen gepackt und gegen den Baum geschlagen, bis sie tot waren. Grundsätzlich wurden immer ganze Familien ausgelöscht, um zu verhindern, das später jemand Rache übt |
|
17.000 Menschen wurden allein in Choeung Ek, dem Killing Field nahe Phnom Penh, exekutiert |
|
Lukas versucht zu verarbeiten, was er da sieht |
|
Der Audioguide beinhaltet auch einige Geschichten von Überlebenden, die wir uns hier gerade anhören |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen