Sonntag, 2. Juni 2013

Mit dem Fahrrad nach Angkor



Unser erster Stopp in Kambodscha war Siem Reap, eine Stadt im Nordwesten des Landes, die sich aufgrund ihrer Nähe zu Angkor Wat zu einer wahren Pilgerstätte für Touristen entwickelt hat. Dementsprechend ist das Stadtbild von zahllosen Restaurants und Bars, Gästehäusern, Spa-Hotels, Fahrradverleihen, Souvenirshops und Cafés geprägt.

Damit man den Ausgang aus Thailand nicht verpasst, ist's gleich in drei Schriften und Sprachen aufgeschrieben
Bei gefühlten 40°C warten wir an der kambodschanischen Grenze darauf, dass man uns abstempelt
Erfolgreich haben wir ein gemütliches Café entdeckt und entfliehen der Gegenwart in unsere Bücher in Begleitung eines guten Kaffees
Tuktuks, Bierreklame und Restaurants säumen die Straßen Siem Reaps
Gefühlt jeder Fahrer der hier sichtbaren Tuktuks fragt einen, ob man nicht seine Dienste in Anspruch nehmen möchte
Im Hintergrund putzen Fischlein die Füße gegen Geld, während die Tuktuk-Fahrer ihrer Chance harren
Oft verkaufen Händlerinnen nur ein oder zwei Dinge, hier Litschis: 2 Dollar das Kilo ...
... das heißt Litschis morgens, mittags, abends. Ein Hochgenuss!
Wie in vergangenen Zeiten werden auf dem Markt verschiedenste Reissorten aus Säcken feilgeboten. Nur vertreiben sich die Verkäuferinnen ihre Zeit inzwischen auf Facebook
Zwischen Plastikflaschen schwimmen im Stadtfluss ein paar kleine Jungen im Wasser, das auf uns alles andere als einladend wirkt
Ab der dritten Nacht ergatterten wir auch ein Bett in einem der wenigen wirklich einladend gestalteten Hostels und ergötzten uns an dem kühlen Pool. Die Sonne hier in Kambodscha brannte nämlich gnadenlos auf uns Menschlein herab und versuchte, unsereins zu Dörrobst einzudampfen. Das bekamen wir besonders zu spüren, denn entgegen den meisten unverschämt faulen Touristen liehen wir uns Fahrräder, um uns die ca. 10 km entfernten Tempel anzuschauen. Eine herrliche Entscheidung, denn wir – wegen der Reise chronisch unterradelt – genossen diese Möglichkeit in vollen Zügen und zuckelten gemütlich durch die Landschaft, die angenehm platt wie ein Pfannkuchen war. 

Kaum Fahrtwind geschnuppert, nutzen wir die neue Fahrräder für eine Rundfahrt durch Siem Reap
Gerade erste hatten wir erfahren, dass entgegen unserer Annahmen, Angkor Wat (Angkor = Stadt, Wat = Tempel) nur eine Tempel unter vielen ist. Das eigentliche Areal Angkors, was das gesamte Zentrum des damaligen Khmer-Reiches bezeichnete, erstreckte sich über etwa 200 km² und bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel entdeckt. Angesichts dessen entschieden wir uns für einen Drei-Tages-Pass, in der Hoffnung wenigstens einen Hauch der einstigen Größe dieses Königreichs zu erahnen.

Morgens um 5 am Ticketschalter
Doch begannen unsere Tage immer früh, um Hitze und Touristenmassen zu entgehen. Der erste Tag startete mit einem penetrant piependen Wecker um 4 Uhr morgens. Wir wollten gleich am ersten Tag den berühmtesten der Tempel und die wohl größte Tempelanlage der Welt, Angkor Wat, sehen, der vor der aufgehenden Sonne besonders schön und beeindruckend sein sollte. Das hatten außer uns noch einige andere Touristen gehört, doch tatsächlich war es ein gelungener Morgen und die Silhouette Angkor Wats spiegelte sich pittoresk in dem kleinen Wasserbecken davor, während wir auf der Mauer der Bibliothek frühstückend das Schauspiel beobachteten. 

Im erste Dämmerlicht laufen wir auf die Silhouette der "Stadtmauer" zu
Ein Anblick für den es sich aufzustehen lohnt: Angkor Wat bei Sonnenaufgang
Das gleiche Bild zwei Schritte weiter hinten
Bine ist das zu viel Trubel. Da ist die kleine Bibliothek ein lauschigeres Plätzchen, von der aus man in Ruhe das Naturspektakel bestaunen kann
Während der Großteil der Touristen wieder weg und Frühstücken fährt, erkundet Bine Angkor Wats Innenwelten
Angkor Wat ist der mit Abstand am besten erhaltene Tempel Angkors dank seines Wassergrabens, der den Urwald zurückhielt
Szenen aus den alten Sagen in extrem detaillierten Wandreliefs sind, was Angkor Wat bei Forschern so beliebt macht
Ein Blick zurück, dann gehts weiter
Das Innere des Tempels fanden wir allerdings obgleich schön weniger atemberaubend als erwartet und so wanden wir uns recht bald der etwas nördlich gelegenen alten Hauptstadt Angkor Thom zu, in der seinerzeit die Khmer-Herrscher residierten. Dort finden wir vor allem mit dem Tempel der Gesichter, Bayon, ein Bauwerk das viel mehr nach unserem Geschmack war, viel verwinkelter und mit interessanteren Details. 
 
Über einen weiteren Stadtgraben gelangt man nach Angkor Thom, der alten Königshauptstadt der Khmer
Imposante Tore, die mit riesigen Gesichtern geschmückt sind, gewähren Einlass in die alte Stadt
Wer möchte, kann sich auch verschaukeln lassen
Bayon sieht einladend aus
Deutlich weniger gut erhalten, aber dennoch wunderschön
Der Tempel ist besonders bekannt für all die schönen Gesichter, die bis zu 7 Meter groß sind
Etwa 200 davon zieren die zahlreichen Türme Bayons
Aber auch die kleinen Reliefs sind einen Moment der Aufmerksamkeit wert
Ziemlich steil gehts hinauf, wohin einst nur Hohepriester und Könige durften
Jetzt spielen hier Kinder ...
... und Bine
Ein anderer Tempel, bevölkert von Chinesen, wieder gut zu erkennen an den Sonnenschirmen
Ein häufiger Anblick: Bine positioniert das Stativ
Und was dabei herauskommt
Nach einem langen Tag in der Sonne, ist Bine bereit für den Rückweg (man beachte: hier noch mit Mountainbike)
Unübertroffen war jedoch der zweite Tag. Wieder krabbelten wir um 4 Uhr aus der Koje und fuhren etwas weiter weg zum Tempel Ta Phrom, der inzwischen vom Urwald zurückerobert worden sein und an den Anblick erinnern soll, wie sie ihn die Entdecker der alten Stadt hatten. Als wir ankamen, war nicht einmal der Ticketkontrolleur da, geschweige denn irgendein Tourist, sodass wir im morgendlichen Zwielicht durch die dämmrigen Gänge und Schächte schlichen, die von riesigen Urwaldbäumen überwuchert waren. Es war mystisch und fast ein bisschen unheimlich in dem Augenblick und wohl unsere schönste halbe Stunde in Angkor.  

Lukas nähert sich dem mystischen Ta Prohm im Morgengrauen (es ist kurz nach 5)
Einst hinduistisch mussten die Hindustatuen inzwischen Buddha weichen
Bine erklimmt Geröllhaufen und Wurzeln
Ein mächtiger Baum wächst auf dem Dach des ehemaligen Tempels
Überall ist der Kampf zwischen Holz und Stein zu beobachten
Wir genießen den Tempel einen Augenblick ohne andere Touristen
Große Wurzel, kleiner Lukas
Wie im Märchen
Da ist's zwar erst 7 Uhr aber Bine ist schon seit 3 Stunden auf den Beinen und schon 15 km geradelt!
Ein großer Haufen Steine, aber doch ganz schön schön
Apsaras aus der hinduistischen Mythologie, halb Mensch, halb Gott
Bine schwitzt ganze Bäche, zum Glück haben wir ein Schweißtuch dabei!
Heute sind wir mit älterem, aber gemütlicherem Gefährt unterwegs, welches allerdings auch mehr Muskelkraft erfordert
Bine auf dem Weg nach Angkor Thom
Auch nicht übel: Der Tempel Preah Khan
Auch hier Steine im hölzernen Würgegriff
Auf geht's nach Hause auf unseren Klapperrädern
Nach zwei langen Radtouren größtenteils in sengender Hitze lief der dritte Tag mit Ausschlafen und Brunch in Siem Reap gemächlicher an. Doch dann zeichnete sich am Himmel ab, dass es wohl regnen würde. Vor unserem inneren Auge erwachten die schönsten Fotos von Angkor Wat im strömenden Regen zum Leben und ein letztes Mal bestiegen wir voller Elan unsere Drahtesel. Und der Regen kam. Leider waren wir da aber immer noch auf den Fahrrädern – als wir die Tempelstadt erreichten, waren wir nass bis auf die Knochen, doch kein Tropfen fiel mehr vom Himmel. Tja … das war natürlich schade, doch auch so lohnte sich ein letzter Ausflug, denn in der Abendsonne genossen wir die Tempelstadt ein weiteres Mal ganz für uns. So endete unsere Entdeckungsreise in Kambodschas imposante Vergangenheit.

Angkor Wat von der Abendsonne beleuchtet
Ein letzter Blick zurück
In diesem lustigen Liegebus fahren wir nach Phnom Penh. Leider sind die "Betten" an asiatischen Maßstäben ausgerichtet, sodass sich Lukas ein bisschen einklappen muss

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