Dienstag, 23. Juli 2013

In den unsichtbaren Bergen Nepals

Unser Weg in den Himalaya war lang. Von Yangon flogen wir erst einmal ins südchinesische Kunming, wo wir uns ein gemütliches Eckchen auf dem Flughafen suchen mussten, denn wir hatten 20 Stunden Aufenthalt. Zu unserem Glück haben wir bald ein äußerst gemütliches Sofa gefunden. Zu unserem Pech sprach bis auf die Starbucksbedienung niemand ein einziges Wort Englisch oder akzeptierte Dollar.
 
Plastikgeld sei dank konnten wir bei Starbucks ein bisschen Kuchen erstehen und nutzten gleich das gemütliche Mobiliar als Schlafstätte
Als wir endlich im Flugzeug saßen, blieb der erhoffte Blick auf die Berge des Himalayas leider aus, die sich unter einer dichten Wolkendecke versteckten, oder eher in einer, denn auch von unten ließen sie sich nicht so richtig blicken. Doch dazu später mehr.

Auf nach Nepal!
Neben dem Himalaya war Kathmandu besonderer Ort unserer Vorfreude, denn wir hatten es endlich wieder geschafft einen Couchsurfer zu finden. Nach einem Kampf mit den Taxifahrern am Flughafen, die allesamt sich verschworen haben, die ahnungslosen Touristen übern Tisch zu ziehen, und einer abenteuerlichen Fahrt durch die staubigen Straßen und den darwinistischen Verkehr Kathmandus gelangten wir schließlich an den Ort, wo wir uns verabredet hatten. Rajesh ist ein super freundlicher, großzügiger und etwas schüchterner Zeitgenosse, der im Bilderladen seiner Familie arbeitet und uns gleich auf einen Tee eingeladen hat. Schon vorher hatte er angekündigt, dass sein Zimmer nicht das gemütlichste ist und tatsächlich lud es nicht gerade zum Herumhängen ein. Doch können wir wohl sagen, dass man die Übernachtungen dort als authentische Erfahrung bezeichnen könnte und die Gesellschaft Rajeshs hat alles mehr als kompensiert.

Staubig, halsbrecherisch und überfüllt, kurz: Kathmandus Straßen
Ein erster Abendspaziergang durch die Gassen Thamels, wo sich ein Souvenierladen an den anderen reiht und jeder namenhafte Outdoorhersteller und alle die gerne dessen Namen nutzen ebenfalls Geschäfte haben
Im Bildergeschäft von Rajeshs (hinten links) Familie. Verkauft werden kustvolle Bilder mit buddhistischen Motiven.
Unsere Unterkuft für die nächsten zwei Tage
Wir erkundigten in den folgenden Tagen Kathmandu etwas auf eigene Faust, schlenderten durch engste Gässlein mit schiefen Häusern und schlammigen Straßen und bestiegen einen Klosterberg, von dem aus sich ein herrlicher Blick übers ganze Tal bot. Einen Nachmittag führte uns Rajesh sogar ein wenig herum und zeigte uns den königlichen Platz, der mit seinen Tempeln und Blumenverkäufern Treffpunkt der Stadt und wunderschön ist.

Rajesh und Lukas schlendern durch Kathmandu
Kathmandu ist ein wahres Labyrinth
Da gerade Monsunzeit ist, verwandeln sich manche Straßen regelmäßig in reinste Schlammlöcher. Zum Glück tragen wir immer Flipflops!
Gewusel in jeder Straße und zwischen all den Menschen Tiere, die zu allem Überdruss auch überall ihre Hinterlassenschaften lassen (dass wir das Glück hatten, das hier einzufangen, war jedoch keine Absicht)
Allgegenwärtig ist der Müll, dessen Entsorgung man sich stets leicht macht
Buddhistische Flaggen vor typischer Skyline
Noch lacht sie
Schweißtreibend aber lohnenswert: Ein Blick über ganz Kathmandu, dass ausschließlich aus diesen recht unansehnlichen Betonbauten zu bestehen scheint.
Lukas froh, dass er es geschafft hat und nun den Ausblick genießen kann
Bine dreht die Gebetsmühlen artig
Auch Bine gefällt der Ausblick
Runter kommt man immer, nur hatten wir dummerweise unsere Wasserflasche oben stehen lassen
Rajesh, neben Lukas, stellt uns ein paar Freunde vor, während wir auf dem königlichen Platz einen nepalesischen Milchtee schlürfen
Auf den Stufen der alten Tempel treffen sich allabendlich die Jugendlichen der Stadt ...
... während davor Gemüse und Blumenketten verkauft werden
Es herrscht emsige Betriebsamkeit auf dem Platz. Hier ist ein seltener Moment eingefangen, in dem sich die Autos und Tuktuks nicht laut hupend gegenseitig den Weg versperren.
Eine Frau entzündet Kerzen an einem der Tempel
Auf dem Weg zurück ist wieder einmal Stromausfall, sodass ganz Kathmandu mal wieder in der Finsternis liegt. Zum Glück haben wir Rajesh, der uns den Weg zurück zeigt.
Noch besser als Kathmandu gefiel uns jedoch Bhaktapur. Während einer von drei Königssöhnen Kathmandu gegründet hat, gründete der andere im Wettstreit Bhaktapur und im Laufe der Geschichte ließ sich auch Rajeshs Familie dort nieder, zu der wir uns aufgemacht hatten. 
Wieder einmal zuckelt der blaue Packesel durch irgendwelche vollgestopften Straßen
Immer wieder erblickt man schöne Häuser zwischen den ansonsten recht gesichtlosen Betonbauwerken
Eine wirkliche Großfamilie ist das und wahnsinnig gastfreundlich uns großzügig uns gegenüber. Wir bekommen von der Mutter, die uns unentwegt versucht Nepali beizubringen, authentisches regionales Essen – vornehmlich Linsen – und einen herrlichen Milchtee serviert. Am liebsten hätte sie uns mit dem Essen überhäuft und jedes „Nein danke, ich bin schon unglaublich satt“ gab sie vor nicht verstanden zu haben und kam bald darauf mit der nächsten Portion Linsen und Currygemüse an. Abschließend gab es Wassergläser mit selbstgebranntem Reisschnaps und Cricket im Fernsehn, das uns erst einmal enthusiastisch von Rajesh erklärt wurde.

Rajesh und Lukas quatschen auf dem Dach des Hauses in Bhaktapur
Eine alte Frau wohnt und wäscht ihre Wäsche in Mitten von Reisefeldern
Rajeshs Mutter (links) verwöhnt uns mit lokalen Köstlichkeiten
Wir sitzen im Schneidersitz vor dem niedrigen Küchentisch und strahlen über den leckeren Milchtee den wir bekommen haben
Wir konnten es schon wieder nicht lassen und sind in der Hoffnung auf einen schönen Ausblick auf den Hausberg gestiegen
Cola findet man überall
Die Stadt Bhaktapur indes ist wunderschön und bisher wohl unsere Lieblingsstadt in ganz Asien. Sie mutet mit ihren Backsteinhäusern und kleinen Gassen wie ein exotisches toskanisches Dorf an, mit dem Unterschied, dass sich an den gemütlichen Plätzen große terrassierte Tempelbauten erheben. Wir fühlten uns richtig wohl, als wir so durch die kleinen Sträßlein liefen und uns dem mediterran-exotischen Flair hingaben. Verstärkt wurde insbesondere Bines Gedanke schließlich noch dadurch, dass es dort unbeschreiblich leckere quarkartige Nachspeisen gab, die wir auch dank Rajeshs Führung entdeckten.

Wieder einmal hats geregnet und wieder einmal verkommt der Weg zum Sumpf
Eine einladende Stadt (aber ist ja nicht an uns gerichtet)
Vielleicht schwer den Bildern zu entnehmen, aber die Stadt hat wirklich toskanisches Flair
Auch in Bhaktapur gibt es zahlreiche Tempel, die sich zwischen den Häusern in den Himmel recken
Bine und Rajesh reden über die momentane Situation in Nepal, während sie den Ausblick vom Tempel genießen
Hier ist der gepriesene Blick
Der köngliche Platz von Bhaktapur mit Palast und Tempel.
Und wieder regnet es und wir fliehen in ein nettes Café
Auch im Regen schön
Exotisch aber doch toskanisch finden wir, schön auf alle Fälle
Begeisterung beim Probieren des berühmten "Quarks"
Was für eine wunderbare Couchsurferfahrung, mit kulinarischen Entdeckungen, interessanten Gesprächen über Nepal, seine Bräuche und die ganze Welt und spannenden Entdeckungstouren.
Rajesh zeigt uns ein weiteres nepalesisches Nationalgericht: Momos - hackgefüllte Teigtaschen mit würziger Soße
Doch wie immer zog es uns bald weiter und Rajesh organisierte uns einen Bus nach Pokhara und achtete sogar darauf, dass wir auf der Seite Plätze bekamen, von der aus man am besten die Umgebung bestaunen konnte. Oder was es zu bestaunen gab, denn das erhoffte Panorama blieb dank Wolkendecke aus und auch in Pokhara, das bekannt ist für seine schöne Lage an einem Bergsee, wollten Anapurna und Co. sich nicht so richtig zeigen.
Durch die Berge gehts gen Westen
So weit das Auge reicht (nicht sehr weit) malerische Reisefelder entlang den Straßen
Pokharas schöner Bergsee
Auch die Kühe lieben ihn
Was der Stadt fehlt, wird durch den schönen See kompensiert
Da so die teuren Wanderausflüge irgendwie nicht recht Sinn für uns machen wollten, beschlossen wir nach zwei Nächten dann schon wieder die Zelt abzureißen und uns vorzeitig auf zu unserem letzten Land zu machen: Indien.
Auftakt einer Odyssee: Jedes Mal wenn unser Busfahrer zu einem anderen Bus aufschloss, resultierte das darin, das sich beide ein haarsträubendes Wettrennen um Fahrgäste über die schlechten, von Abgründen flankierten Straßen lieferten. Die schöne Berglandschaft konnte man so leider nicht richtig genießen.
Dieses Bushäuschen hat auch schon mal bessere Tage gesehen
Zwei Busse, ein Auto, wo Lukas auf dem Dach fahren musste, weil drinnen voll war, und ein Stück staubige Straße, dann hatten wir die knapp 200 km zur Grenze in 9 Stunden zurückgelegt
Unser letztes Land dieser Reise: Indien. Wir sind gespannt!


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