Mittwoch, 9. Januar 2013

Weihnachten in Arequipa


Am 17. Dezember setzten wir unsere Reise in Arequipa fort, einer Stadt im Süden Perus, die im Gegensatz zu Huacachina zum Verweilen einlädt und dabei keine Touristenhochburg ist. Über das Hostel, in welchem wir bleiben wollten, hatten wir so viel Gutes gehört, dass wir gleich bis Weihnachten buchten. Eine gute Gelegenheit, mit dem Blog voranzukommen und meine Bewerbung anzufangen, dachten wir uns. Tja, der Plan ging in die Hose – weil das Wetter zu sonnig, die Stadt zu sehenswert und das Hostel zu unterhaltsam war.
Jeden Tag hat es uns hinaus gezogen, um spazierend die von weißem Vulkanstein dominierte 800.000-Einwohner-Stadt mit ihren schönen Hinterhöfen und Plätzen zu erkunden. Im Jahr 2000 hat die UNESCO das Stadtzentrum Arequipas zum Weltkulturerbe ernannt, und wir finden, zu Recht.

Einer von Arequipas schönen Vulkanstein-Hinterhöfen
Da sieht Lukas zwar nicht alt, aber ganz schön klein aus
Der zentrale Plaza de Armas, ein besonders schönes Exemplar, aber wie überall in Peru mit Springbrunnen und massenhaft Tauben
Ein englischer Büchertausch-Laden, beim Spazierengehen entdeckt und von 2 Stunden Stöberei gefolgt
Außerdem haben wir täglich auf dem Markt Obst, Gemüse und Käse eingekauft, fürs Frühstück und um abends ungehemmt unserer Kochleidenschaft nachgehen zu können. 

Der Markt, unser tägliches Ausflugsziel
In Peru werden angeblich etwa 200 Kartoffelsorten kultiviert. Rund 30 davon haben wir auf dem Markt tatsächlich angetroffen
Der Geflügelstand festlich dekoriert. Da kommt Weihnachtsstimmung auf!
Zurück im Hostel konnten wir dann meist der Verlockung des Billardtisches, der unglaublichen DVD-Sammlung (zu genießen in einem der beiden Fernsehräume, einer davon, ausgestattet mit einem riesigem Flachbildschirm eher ein Heimkinosaal), den Hängematten oder des Tischtennistisches nicht wiederstehen. Außerdem gab es eine Gitarre, auf die Lukas sich nach Monaten der unfreiwilligen Abstinenz glücklich stürzte. So vergingen die Tage wie im Flug. 

Beim Training
Lukas sichtlich voller Vorfreude auf den Topfinhalt
Nudeln und Wein zum Film im kleinen Fernsehzimmer
Zwei unserer Unternehmungen in Arequipa müssen allerdings gesonderte Erwähnung finden. Zum einen haben wir das beeindruckende Kloster Santa Catalina besucht, welches zu den wichtigsten Kolonialbauten der Stadt zählt. Auf einer Größe von etwa 3 Fußballfeldern stellte das Kloster eine autarke Stadt in der Stadt dar, meist rund 100 Nonnen plus deren Dienstmädchen beherbergend und durch dicke Mauern völlig abgeschottet von der Außenwelt. Nur in Ausnahmefällen durften die Nonnen durch ein dichtes Holzgitter mit Familienmitgliedern Kontakt aufnehmen, alle Güter, die nicht im Kloster selbst hergestellt wurden, fanden ihren Weg durch eine hölzerne Drehtür nach innen, sodass auch hierbei kein Blick nach draußen möglich war. Und die Bauweise! Lauter enge Gassen, nach spanischen Städten benannt und voller kleiner Häuschen, durch die man in ebenso winzige Hinterhöfe gelangte. Wir fühlten uns wie auf einem Spaziergang durch Italien. Oder Spanien. Da konnten wir uns nicht einig werden. 

Einer der Kreuzgänge im Kloster
Oder vielleicht auch ein bisschen wie Griechenland
Alle Gebäude sind in strahlendem weiß, königsblau oder terracotta gestrichen
Hier die terracottafarbene Ecke
Was die Gässchen und Plätze angeht, hattens die Nonnen jedenfalls recht schön
Ein wahrer Hobbyfotographentraum, dieses Kloster. Lina und Papa Thomas, ihr hattet am 21.12. bestimmt schrecklichen Schluckauf.
Da vor allem die Töchter von Adligen mit einer dicken Mitgift ins Kloster kamen, findet man hier auch eine Menge unnütze, aber schöne Zierelemente
Zweitens haben wir spontan an einem peruanischen Kochkurs teilgenommen, der uns empfohlen wurde. Als Vorspiel lernten wir, wie man einen echten Pisco Sour mischt, um eine Flasche Pisco und etliche Limetten später erheitert zum Hauptakt voranzuschreiten.
 
Auf den Pisco Sour!

Als Vorspeise sollte es Causa Rellena („gefüllte Kleinigkeit“) geben, eine kleine Pastete aus Kartoffelbrei mit anderem Gemüse, als Hauptspeise Lomo Saltado („gesprungenes Fleisch“, da man es im Wok wirft, um es anzubraten). In einer großen Küche auf der Terrasse eines Hotels wurden wir mit Kochkluft, Schneidebrett und Messer ausgestattet und los gings. Ein toller Abend, nicht nur, weil wir dort wahrliche Gaumenfreuden kreierten, sondern auch, weil jeder sein Essen wirklich komplett selbst machte, vom Zwiebelschneiden übers Kräuterhacken und Fleisch flambieren bis hin zum Würzen und Anrichten. 

Stolz wie Oskar mit unserer gelungen Causa Rellena
Bine macht Feuer und Flamme mit Pisco
Das Lomo Saltado, bestehend aus Fleisch, Zwiebel, Tomate und Kartoffel in einer gut gewürzten Soße (hauptsächlich aus Balsamico, Sojasoße und Kreuzkümmel und das Geheimnis des Gerichtes!) war ein echter Hochgenuss. Wir habens schon nachgekocht, ohne Fleisch, wieder gut. 

Unser Lomo Saltado. Ohne Reis für Bine, denn der macht nur unnötig voll, mit Reis für Lukas, denn der macht wenigstens satt
Und dann rückte natürlich Weihnachten näher! Am Morgen des „Heiligen Abends“ waren wir etwas hilflos und wussten nicht recht, was wir mit uns anfangen sollten. Das Familien-Skypen kam also gerade recht und ließ einen glücklich lächelnden und dennoch wehmütigen Lukas zurück. Für den Abend hatten wir allerdings einen Plan: wir hatten im besten Restaurant der Stadt, dem ZigZag mit Anden-Alpen-Küche, reserviert, und gönnten uns ein fantastisches Käsefondue (natürlich mit Käse aus Anden und Alpen – und Pisco!) und eine Flasche Rotwein. Die Gesellschaft eines australischen und eines kanadischen Pärchens (2 fröhliche Mädchen mit ihren 2 quatschköpfigen Freunden, wir haben toll zueinander gepasst), Reisefreunde aus dem Hostel, machte den Abend noch schöner. Meine Güte, wir haben noch nie so edel gegessen und selbst bezahlt. 

Glücklich bei grandiosem Essen (die Lätzchen waren nicht unsere Idee)
Lukas genießt sein Käsefondue, stilunecht mit dafür umso wohlschmeckenderem Rotwein
Nach dem Essen und pleite von ebendiesem führten wir den Abend bei TetraPack-Rotwein auf einer Dachterrasse im 6. Stock fort. Die Verschlechterung bezüglich des Weines wurde von dem Blick über die Stadt mehr als wettgemacht, und da die Gesellschaft gleichbleibend gut war, waren wir mit dieser Option überaus zufrieden. Um Mitternacht gabs das Sahnehäubchen, ein unerwartetes, aber umso größeres Feuerwerk in der ganzen Stadt, wie bei uns an Sylvester. 

Weihnachts-Terrassen-Party mit TetraPack-Wein
Arequipa am Heilig Abend um Mitternacht...
... ein pures Lichtermeer!
Ein netter Abend, aber nächstes Jahr haben wir dann doch lieber wieder den Sonnenschein gegen kaltes Mistwetter, die Mangos gegen Dresdner Stollen und Reisefreunde gegen unsere Familien.

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