Per Nachtbus gelangten wir zusammen mit zwei
Niederländerinnen und einer Waliserin von Uyuni nach Potosí mit seiner
beeindruckenden Geschichte.
Nachdem die Spanier Potosí 1545 gegründet und damit den Berg
Cerro Rico (Reicher Gipfel) in Besitz genommen hatten, machte das Silber aus
dem Cerro Rico bereits nach 20 Jahren 50 % des ganzen Silbers aus, das in
Europa im Umlauf war. Potosí wurde zu einer der reichsten und größten Städte
seiner Zeit, größer als jede spanische Stadt, und war der Stützpfeiler des
Spanischen Imperiums, ohne den Spanien nie zu seiner Größe gelangt wäre. Der
Preis jedoch war hoch, denn für die Gier der Spanier nach Silber mussten
geschätzte acht Millionen indigene und afrikanische Sklaven in den Schächten
von Potosí ihr Leben lassen.
Von all dem wussten Bine und ich nichts, als wir um
Mitternacht in unser Hostel eincheckten.
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Potosí von oben, links der Cerro Rico |
Doch schon am zweiten Tag bekamen wir es hautnah zu spüren,
denn wir entschlossen uns an einer Minentour teilzunehmen, für die wir erst
einmal unterzeichnen mussten, dass das Unternehmen keine Schuld trifft, falls
wir dabei ums Leben kommen sollten. Wir wurden ausgerüstet und besuchten dann
einen Markt, auf dem wir Geschenke für die Bergarbeiter kaufen sollten, wie
Coca-Blätter oder eine Stange Dynamit (für etwa 2,30 Euro).
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Fertig ausgerüstet und startklar! |
Die nächste Station
war eine Silberaufbereitungsanlage, wo das Silbererz mit Quecksilber und Salz
von Arbeitern ohne Schutz für die Weiterverarbeitung im Ausland vorbereitet wird.
Dann ging’s schließlich in die Mine.
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Die Aufbereitungsanlage |
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Der Eingang zur Mine |
Immer weiter rein in den Berg zum Teil
halb gebückt, zum Teil aufrecht, zum Teil kriechend entlang der Schienen. Immer
wenn eine Lore voller Steine kam, warnte uns unser Führer, wir mussten aus dem
Weg springen und uns so gut es ging an die Wand drücken. Das Atmen fiel uns durch
das Tuch vor unserem Mund gegen den Staub und Schwefelgestank immer schwerer, und
dazu wurde es immer wärmer, je weiter wir uns vorarbeiteten, bis es schließlich
an tiefsten Punkte, den wir erreichten, um die 45 °C hatte.
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Immer weiter den Schienen entlang |
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Die nächste Lore mit Gestein ist angekommen |
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Manchmal wurde's ganz schön eng |
Hier arbeiteten
zwei Kumpel, brachen Steine aus der Wand, füllten sie in 35 kg Säcke und
schleppten sie zu der Verladestelle. Es ist uns schleierhaft, wie Menschen
unter diesen Bedingungen solche Schwerstarbeit ausführen können … und das war
einer der besten und sichersten Stollen mit den besten Arbeitsbedingungen.
Unser Führer, selbst ehemals in der Mine, erzählte uns, dass die meisten
Minenarbeiter aufgrund von Silikose, Schachteinstürzen und Giftgasen eine
Lebenserwartung von nicht mehr als Mitte 30 haben. Das war eine sehr beeindruckende,
aber auch beklemmende Erfahrung.
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Um die Wette schwitzen bei 45 Grad |
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Eisensulfat (?) in der Mine |
Potosí scheint eine
schöne Stadt gewesen zu sein, die aber mit dem Versiegen der
Silberquellen in der Bedeutungslosigkeit und Armut versank. An den altem
balkongesaumten Kolonialhäusern und prächtigen Kirchen kann man den früheren Reichtum und Glanz jedoch
noch erahnen.
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Straße in Potosí mit den typischen kleinen Holzbalkonen |
Weitere Attraktion Potosís war das Museum „Casa de la
Moneda“, ehemaliges spanisches Schatz- und Münzprägehaus und laut Lonely Planet
schönstes Museum Lateinamerikas. Drei Jahrhunderte Münzherstellung konnten hier
bestaunt werden, von einer Maschine von Leonardo da Vinci über aus Sevilla
importierte, Maultier betriebene Maschinen (Lebenserwartung der Maultiere: Drei
Monate) bis Dampfmaschinen. Heute allerdings lässt Bolivien seine kleinen
Münzen in Chile, seine fünf Bolivarmünzen wegen der Zweifarbigkeit in Kanada
und die Geldscheine in Frankreich herstellen.
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Im Casa de la Moneda |
Eine Woche verbrachten wir insgesamt in Potosí; wir wollten
eine kleine Pause vom Reisen einlegen und unsere (bzw. hauptsächlich Lukas
seine) Masterbewerbungen vorantreiben. Dank der einigermaßen standhaften Internetzverbindung
ist diese Mission sogar geglückt.
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Lukas bewirbt sich fleißig |
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Schlemmen im Restaurant 4.060 - ratet mal, auf welcher Höhe! |
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Es gibt Reis! |
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Yeah, wir haben den DVD-Raum entdeckt! |
Lieber Holger,
AntwortenLöschenist dir uebrigens der kleine Begleiter an meiner grauen Fleecejacke aufgefallen? Ist auf einigen Fotos zu sehen! Na, haettest du das gedacht? ;)