Donnerstag, 6. Dezember 2012

El Dorado des Silbers – Potosí


Per Nachtbus gelangten wir zusammen mit zwei Niederländerinnen und einer Waliserin von Uyuni nach Potosí mit seiner beeindruckenden Geschichte. 

Nachdem die Spanier Potosí 1545 gegründet und damit den Berg Cerro Rico (Reicher Gipfel) in Besitz genommen hatten, machte das Silber aus dem Cerro Rico bereits nach 20 Jahren 50 % des ganzen Silbers aus, das in Europa im Umlauf war. Potosí wurde zu einer der reichsten und größten Städte seiner Zeit, größer als jede spanische Stadt, und war der Stützpfeiler des Spanischen Imperiums, ohne den Spanien nie zu seiner Größe gelangt wäre. Der Preis jedoch war hoch, denn für die Gier der Spanier nach Silber mussten geschätzte acht Millionen indigene und afrikanische Sklaven in den Schächten von Potosí ihr Leben lassen.
Von all dem wussten Bine und ich nichts, als wir um Mitternacht in unser Hostel eincheckten.

Potosí von oben, links der Cerro Rico
Doch schon am zweiten Tag bekamen wir es hautnah zu spüren, denn wir entschlossen uns an einer Minentour teilzunehmen, für die wir erst einmal unterzeichnen mussten, dass das Unternehmen keine Schuld trifft, falls wir dabei ums Leben kommen sollten. Wir wurden ausgerüstet und besuchten dann einen Markt, auf dem wir Geschenke für die Bergarbeiter kaufen sollten, wie Coca-Blätter oder eine Stange Dynamit (für etwa 2,30 Euro). 

Fertig ausgerüstet und startklar!
Die nächste Station war eine Silberaufbereitungsanlage, wo das Silbererz mit Quecksilber und Salz von Arbeitern ohne Schutz für die Weiterverarbeitung im Ausland vorbereitet wird. Dann ging’s schließlich in die Mine. 

Die Aufbereitungsanlage
Der Eingang zur Mine
Immer weiter rein in den Berg zum Teil halb gebückt, zum Teil aufrecht, zum Teil kriechend entlang der Schienen. Immer wenn eine Lore voller Steine kam, warnte uns unser Führer, wir mussten aus dem Weg springen und uns so gut es ging an die Wand drücken. Das Atmen fiel uns durch das Tuch vor unserem Mund gegen den Staub und Schwefelgestank immer schwerer, und dazu wurde es immer wärmer, je weiter wir uns vorarbeiteten, bis es schließlich an tiefsten Punkte, den wir erreichten, um die 45 °C hatte. 

Immer weiter den Schienen entlang
Die nächste Lore mit Gestein ist angekommen

Manchmal wurde's ganz schön eng
Hier arbeiteten zwei Kumpel, brachen Steine aus der Wand, füllten sie in 35 kg Säcke und schleppten sie zu der Verladestelle. Es ist uns schleierhaft, wie Menschen unter diesen Bedingungen solche Schwerstarbeit ausführen können … und das war einer der besten und sichersten Stollen mit den besten Arbeitsbedingungen. Unser Führer, selbst ehemals in der Mine, erzählte uns, dass die meisten Minenarbeiter aufgrund von Silikose, Schachteinstürzen und Giftgasen eine Lebenserwartung von nicht mehr als Mitte 30 haben. Das war eine sehr beeindruckende, aber auch beklemmende Erfahrung.

Um die Wette schwitzen bei 45 Grad
Eisensulfat (?) in der Mine
Potosí scheint eine  schöne Stadt gewesen zu sein, die aber mit dem Versiegen der Silberquellen in der Bedeutungslosigkeit und Armut versank. An den altem balkongesaumten Kolonialhäusern und prächtigen Kirchen kann  man den früheren Reichtum und Glanz jedoch noch erahnen.

Straße in Potosí mit den typischen kleinen Holzbalkonen
Weitere Attraktion Potosís war das Museum „Casa de la Moneda“, ehemaliges spanisches Schatz- und Münzprägehaus und laut Lonely Planet schönstes Museum Lateinamerikas. Drei Jahrhunderte Münzherstellung konnten hier bestaunt werden, von einer Maschine von Leonardo da Vinci über aus Sevilla importierte, Maultier betriebene Maschinen (Lebenserwartung der Maultiere: Drei Monate) bis Dampfmaschinen. Heute allerdings lässt Bolivien seine kleinen Münzen in Chile, seine fünf Bolivarmünzen wegen der Zweifarbigkeit in Kanada und die Geldscheine in Frankreich herstellen.

Im Casa de la Moneda
Eine Woche verbrachten wir insgesamt in Potosí; wir wollten eine kleine Pause vom Reisen einlegen und unsere (bzw. hauptsächlich Lukas seine) Masterbewerbungen vorantreiben. Dank der einigermaßen standhaften Internetzverbindung ist diese Mission sogar geglückt.

Lukas bewirbt sich fleißig
Schlemmen im Restaurant 4.060 - ratet mal, auf welcher Höhe!
Es gibt Reis!
Yeah, wir haben den DVD-Raum entdeckt!

1 Kommentar:

  1. Lieber Holger,
    ist dir uebrigens der kleine Begleiter an meiner grauen Fleecejacke aufgefallen? Ist auf einigen Fotos zu sehen! Na, haettest du das gedacht? ;)

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