Ein alter,
nicht sehr vertrauenerweckender Überlandbus, dessen Motorbremse direkt unter
unseren Sitzen bei jedem Berg furchterregende Geräusche von sich gab und der
mitten in der Nacht ab und zu scheinbar grundlos einfach stehen blieb, brachte uns nach fast 12 Stunden um kurz vor 8 Uhr morgens nach La Paz. Dort hatten wir
kaum Aufenthalt, denn glücklicherweise ergatterten wir glatt die letzten zwei
Plätze in einem Kleinbus nach Copacabana, der sofort abfuhr.
Eine halbe Stunde vor unserem Ziel erhielten wir schon einen Vorgeschmack auf
den Titikakasee; da Copacabana auf einer Halbinsel liegt, die nur über Peru mit
dem Festland verbunden ist, mussten wir alle aussteigen und eine kurze Fährfahrt
unternehmen. Unser Bus auch. Da wussten wir dann auch, warum nur Kleinbusse von
der bolivianischen Seite nach Copacabana fahren.
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Unser schwimmender Bus |
In Copacabana taten wir in einem Tag alles, was man in dem idyllisch am
Titikakasee gelegenen 5,5-tausen-Einwohner-Städchen eben tun kann: essen,
shoppen, Basilika besuchen und den Hausberg besteigen. Eine große Pizza Napoli
machte den Anfang und stärkte uns für die nächsten beiden Aktivitäten. Am
selben Abend hatten wir erfolgreich all die kleinen Läden abgeklappert, die
aneinandergereiht die Straßen säumen und vor allem Mützen, Schals und Pullover
verkaufen, etliche Modelle anprobiert und schließlich jeder einen Alpaka-Pulli
erstanden, sowie anschließend die Basilika besucht, die die "schwarze Jungfrau"
beinhaltet und das kleine Copacabana zum wichtigsten Wallfahrtsort Boliviens
macht. Der Jungfrau werden nämlich heilende Kräfte nachgesagt, was sogar
jemanden veranlasst hat, ein Replikat anzufertigen und dafür eine Kirche an
einem brasilianischen Strand zu bauen. Dreimal darf man raten wo…
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Einkaufen mit Titikaka-Panorama |
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Boliviens (mit-) älteste Kirche mit der berühmten schwarzen Jungfrau |
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Doch der Kaffee schmeckt mal wieder nicht so gut ... |
Am nächsten Morgen bestiegen wir den Hausberg Cerro Calvario, der mit 3.966
Metern fasst die 4.000er-Grenze knackt und verdammt hoch klingt, dessen
Besteigung allerdings keine allzu sportliche Leistung ist, wenn man bedenkt,
dass er lediglich schlappe 109 Höhenmeter über der Stadt liegt. Der Ausblick über
den Titikakasee ist dennoch atemberaubend.
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Beim Erklimmen des Berges |
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Der höchste (kommerziell schiffbare) See der Welt, auf 3810 m |
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Copacabana mal anders, ohne Hochhäuser und Zuckerhut |
Am Mittag
nahmen wir ein Boot zur 1 km vom Festland entfernten Isla del Sol, der Ursprung
der Inka laut der Mythologie, denn hier sollen die Kinder der Sonne, Manco
Capac und Mama Ocllo, die ersten Inka, aus dem See gestiegen sein, um den Nabel
der Welt zu finden (auf der Inkasprache Quechua: Nabel der Welt = Qosq‘o oder
Cusco) und dort eine Stadt zu gründen.
Obwohl wir
beide sowohl Boote als auch Wasser mögen, war diese Bootsfahrt durchaus
grenzwertig; wegen des starken Windes erklärte der Steuermann uns und den
restlichen 30 Passagieren, dass er leider nicht bis zur Insel fahren könne, der
Wellengang sei zu stark.
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Wir fahren zur Insel ... nicht. Verkündung der schlechten Nachricht |
Umkehren könne er allerdings auch nicht, aus demselben
Grund. Also warfen uns die Wellen ein paar Minuten hin und her, bis plötzlich
ein Fenster direkt neben uns aus der Halterung brach und endgültig in unserer
Vermutung bestärkte, dass wir auf einem absoluten Wrack von Boot gelandet
waren. Jetzt wurden auch all diejenigen pitschnass, die vorher weit genug von
den restlichen fehlenden Fenstern entfernt saßen und bisher trocken geblieben
waren.
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Lukas wird nicht nass, denn er versteckt sich hinter den Kanadiern (in gelb gekleidet) |
Wir überlegten schon, ob wir es wohl mit unseren großen Rucksäcken
schwimmend an Land schaffen würden, als wir uns umschauten und bei dem Anblick
der panischen bolivianischen Familien feststellten, dass wir im Falle eines
Falles wohl eher ein Kind mit an Land transportieren müssten. Soweit kam es
dann glücklicherweise doch nicht, denn der Steuermann fand schließlich zu
seiner Tatkraft zurück und manövrierte den alten Kasten in eine Bucht, um dort
zu ankern, bis der Sturm vorbei war.
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Endlich eingebuchtet mussten wir uns warm anziehen und die Hälfte der Klamotten an frierende Bolivianer verleihen |
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Den Anker hät's wohl nicht gebraucht, denn wir saßen auch so ganz gut fest |
Nach einer halben Stunde war es schon deutlich ruhiger und entgegen unserer
Erwartungen erreichten wir wenig später tatsächlich völlig durchnässt, aber
unversehrt die Insel.
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Wer ist jetzt der Packesel? |
Die Tage auf der Isla del Sol entschädigten uns jedoch für alle Widrigkeiten
der Hinreise.
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So'n Untergang von der Hostelterrasse |
Etwa 10 km lang und halb so breit erhebt sie sich hügelig mitten
aus dem auf 3.810 Metern gelegenen Titikakasee und bringt mit ihren etlichen
Buchten, Bergen, Dörfern und Terrassen ihre Besucher zum Staunen. Während wir
bei der Hinreise noch vor Kälte schlotterten,
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Bine versucht sich voll eingepackt aufzuwärmen. Heizung war aus (insider: nicht vorhanden) |
hatten wir am nächsten Morgen blauen
Himmel und Sonnenschein, sodass wir sogar auf der Hostelterrasse mit einem
grandiosen Ausblick frühstücken konnten.
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Gute Aussicht auf einen schönen Tag (mit den nicht mehr gelben Kanadiern) |
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Wenn man keinen Besen hat, müssen die Esel das Wasser ins Dorf tragen |
Danach wanderten wir von Yumani, dem
Dorf im Süden, in dem wir übernachteten, über alle Kämme bis zur Nordspitze und
auf einem Höhenweg wieder zurück.
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Der Süden mit unserem Dorf (die hinteren Berge sind schon Festland) |
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Abkürzung durch die Inkaterrassen |
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Der Norden, wo alles begann (für die Inkas) |
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Schöne Landschaft, gute Wanderwege, viel Geschichte und bomben Wetter ... was will man mehr |
Der Wanderweg führt dabei an allen wichtigen
Inkastätten vorbei, beispielsweise am titi-karka, dem Felsen des Puma, der dem
See seinen Namen gab, die alle allerdings überraschend unbeeindruckend waren.
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Ruinen der Inkatempel (man merke sich die Bucht) |
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Der Titi-Karka, der Felsen des Pumas (wenn man genau hinschaut, sieht man links neben dem hervorstehenden Teil in der Mitte einige Linien, die entfertn an ein Katzengesicht erinnern) |
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Das unterwältigende Museeum. Alte Töpfe und Totenschädel dürfen natürlich nicht fehlen. |
Unser Isla
del Sol - Aufenthalt hätte traumhafter nicht sein können. Weils so schön sonnig
war, zeigte sich Insel uns von ihrer ganzen Schönheit. Nach jeder Wegbiegung
berauschte uns ein neuer toller Ausblick und wir dachten, die schönste Stelle
der Insel entdeckt zu haben. 181 Fotos sprechen für sich.
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Lukas, mal wieder auf einem Stein, bestaunt den Ausblick auf die schneebedeckten Berge der Anden |
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Esel, wohin man schaut... |
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Das Ferkelchen zeigt uns den Weg |
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Und Meerschweine gab's auch |
Außerdem konnten wir
unser Vorhaben, im höchsten See der Welt ein Bad zu nehmen, problemlos umsetzen
- in einer azurblauen Bucht mit glasklarem und beachtlich kaltem Wasser,
allerdings in Unterwäsche, denn unsere Badesachen hängen ja noch beim Salzsee.
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Unterhalb der Ruinen (s.o.) wird die Eignung festgestellt ... |
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... und für gut befunden. |
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Bine traut sich als erste |
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Halb zog sie ihn, halb sank er hin, doch schließlich war auch Lukas drin. |
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Was von uns übrig blieb |
Und weil gutes Essen schöne Orte noch schöner macht, gab‘s abends leckere
Forelle aus dem Titikakasee!
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Titicaca-Forelle zum Anbeißen |
Nach zwei Nächten ließen wir die Insel wieder
hinter uns, beeindruckt und glücklich, diesmal auch sturm- und somit
problemlos.
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Abschied von der Insel und unserem Hostel |
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